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TV-Ungarn Die Wassermühle von Mohács

Die nach dem Heiligen Nikolaus benannte Wassermühle am Ufer des Csele-Baches ist das einzige industriegeschichtliche Denkmal der Stadt Mohács. Das Besondere ist, dass der Bach dank dem geschlossenen Radkasten im Bauwerk innen fließt.

Von: Zsuzsa Sȧri

Stand: 14.06.2015 | Archiv

Ein Mühlrad | Bild: BR

Norbert M. Bugarszki

Das imposante Wasserrad, die mächtige Eichenachse, die aus Holz geschnitzten Zahnräder und die Mühlsteine – sie alle sprechen die Sprache des Mittelalters.

"Das hier ist die letzte Wassermühle in der ganzen Gegend, und somit die letzte aus dieser Art Mühlenkultur, von der es auf der Donau 30 Schiffsmühlen gab, ein bis zwei trockene Mühlen und sechs Bachmühlen an den Bächen in der Umgebung von Mohács. Sie ist ein landesweit geschütztes Baudenkmal."

Norbert M. Bugarszki, Mühlenherr

Es stellte sich heraus, dass an dieser Stelle bereits 1331 eine Mühle stand. Im 19. Jahrhundert gelangte der Betrieb von den serbischen Eigentümern in die Hand wohlhabender jüdischer Getreidehändler. Der letzte Besitzer, der noch beachtliche Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen hatte, konnte schließlich mit den Maschinen der Dampf- und Elektromühlen nicht mehr Schritt halten und in den 1950er Jahren wurde der Betrieb eingestellt. Von da an war alles dem Verfall preisgegeben.

Dass wir das Bauwerk heute in diesem Zustand vorfinden, ist der Familie Bugarszki zu verdanken, die im Jahre 2007 das schon völlig ruinöse Bauwerk erwarb.

"Es stellte sich die Frage, ob wir wirklich so reich sind, dass wir es uns leisten können, dieses Schmuckstück im wahrsten Sinn des Wortes den Bach runter gehen zu lassen."

Norbert M. Bugarszki

Das Mühlenmuseum

Man sieht hier einen Mahlstein aus der Frühzeit, einen Holzmörser, der für die Technik des Mittelalters steht, und mehrere schon als "modern" geltende Handmühlen. Der Mühlenherr präsentiert mit Stolz seine Ausstellungsstücke.

"Es ist dies das Land, in dem András Mechwart 1867 in der Ganz-Fabrik den Walzstuhl patentieren ließ, eine Anlage zum Mahlen von Getreide, die die ganze Welt erobert hat. Und es sind mittlerweile 150 Jahre vergangen, aber bis heute ist nichts Schöneres, Besseres und Moderneres gefolgt."

Norbert M. Bugarszki

Nachdem das Bauwerk unter Mithilfe engagierter Ortsbewohner restauriert worden war, stellte man in der Mühle eine Ausstellung mit Geräten zusammen, die die Getreideverarbeitung von der Urzeit bis ins unsere Tage zeigt.

"Es ist so schon viel leichter zu vermitteln, dass aus dem Weizen etwas wird und dass dann, wenn wir das aussieben, Vollkornmehl entsteht."

Norbert M. Bugarszki

Norbert Bugarszki fühlt sich dann wirklich in seinem Element, wenn er Kinder in die Geheimnisse der Arbeit der Müller einführt. Im vergangenen Jahr entschied er sich zum Bau einer Tretmühle und schuf damit die einzige funktionsfähige Mühlenanlage Europas, die mit menschlicher Kraft angetrieben wird.

"Wenn wir es länger als zwei Stunden gemacht hätten, hätten uns sicher die Beine weh getan. Ich hatte aber schon jetzt Schmerzen." Erik Zoltán Kalányos

"Der Versuch, so etwas zu rekonstruieren, und ohne Pläne, Beschreibungen und Dokumentationen neu zu bauen, war für uns eine große Herausforderung."

Norbert M. Bugarszki

Ziel des Mühlenherrn ist es freilich nicht, dass die Einheimischen in Hinkunft hier ihr Getreide mahlen lassen; vielmehr möchte er zeigen, wie eine Mühle funktionierte und damit einen Teil der Vergangenheit neu aufleben lassen.

"Die Menschen kommen und gehen, sie nehmen unsere Geschichte mit und der Ort ist wieder zum Leben erwacht."

Norbert M. Bugarszki


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