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ADA-Wien Unternehmer und Kunstmäzen

Große Aufregung in Österreichs Kunstszene und Kulturpolitik: eine der bedeutendsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst in Europa, die Sammlung Essl, sieht einer ungewissen Zukunft entgegen.

Von: Günther Ziesel

Stand: 25.05.2014 | Archiv

Das Essl-Museum mit der Ausstellung "Made in Austria" | Bild: BR

Klosterneuburg, nördlich von Wien gelegen, hat eine kulturelle Attraktion: das Essl-Museum für zeitgenössische Kunst, das den Namen seines Gründers trägt.

Karlheinz Essl ist auch der Gründer der Baumarktkette Baumax, die neben den 65 Standorten in Österreich auch in acht anderen Ländern tätig ist, darunter Slowenien, Kroatien, Ungarn, Tschechien und die Türkei.

Und Baumax geriet nun in große wirtschaftliche Schwierigkeiten. Bei einem Schuldenstand von einer Milliarde Euro droht die Insolvenz.

Sollte es zur Insolvenz kommen, könnten die Gläubiger auch auf die Kunstsammlung zugreifen. Sie könnte filetiert werden, besonders wertvolle Werke könnten herausgelöst und möglichst gewinnbringend verkauft werden.

Essl hat daher die Sammlung in ihrer Gesamtheit der Republik Österreich zum Kauf angeboten und zwar zum Buchwert, der mit 86 Millionen Euro weit unter dem Marktwert liegt. Der Staat kaufte die Sammlung aber nicht an.

"Ich bin froh, dass er es nicht gemacht hat, weil damit sind wir wieder frei. Es war ja nur eine spontane Überlegung von mir. Es sind ja zwei Kinder, Baumax ist mein Kind und die Sammlung ist mein Kind."

Karlheinz Essl

Die österreichische Kunst seit dem Jahr 1945 bildet den Kern der Sammlung Essl und ist somit eine Dokumentation des Schaffens österreichischer Künstler in den letzten 60 Jahren.

Für die gegenwärtige Jubiläumsausstellung Made in Austria zum 15-jährigen Bestehen des Museums hat Karlheinz Essl 17 Künstler ausgewählt. Dialoge zwischen den Werken sollen Ähnlichkeiten und Unterschiede darstellen.

Werke der erst vor kurzem verstorbenen Maria Lassnig werden den Arbeiten von Arnulf Rainer gegenübergestellt. Friedensreich Hundertwasser und Max Weiler treffen aufeinander. Franz West und Erwin Wurm.

Karlheinz Essl

Die Privatsammlung Essl hat in der internationalen Kunstszene große Anerkennung gefunden, von der Londoner Tate Gallery bis zum Museum of Modern Art und dem Guggenheim Museum in New York. Die besondere Werkauswahl ist ein Markenzeichen der Sammlung.

"Da war es unser Anliegen, in die Tiefe zu sammeln. Zum Beispiel Maria Lassnig, eine unserer ganz großen Künstlerpersönlichkeiten, haben wir von den frühen 60er Jahren bis jetzt, bis 2010 gesammelt. Also Sie können dann den Werdegang des Künstlers aus verschiedenen Zeitepochen in unserer Sammlung nachvollziehen."

 Karlheinz Essl

Die Familie Essl sucht jetzt neue Lösungen für die Sanierung der Baumarktkette, um einerseits dort Arbeitsplätze zu erhalten, und natürlich, um die Zukunft der Kunstsammlung in ihrer Gesamtheit zu sichern:

"Sonst würden ja die wichtigen Künstlertalente, die Sie auch hier in diesem Museum und gerade jetzt auch in der Ausstellung, in der wir uns befinden, sehen, würden ja nie mehr wahrgenommen werden können. Das ist das, was wir eigenständig für die österreichische Kunst und für die Künstler in unserem Land tun."

Karlheinz Essl

Über Einzelheiten des Finanzierungskonzepts möchte Essl zurzeit nichts sagen. Bis zum Herbst wird aber nach seiner Meinung eine tragfähige Lösung für Baumax, für das Museum und für die Kunstsammlung erreicht werden.


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