BR Fernsehen - Alpen-Donau-Adria


10

BR-München Das Labyrinth im Inneren des Wendelstein

Höhlen faszinieren seit jeher und Höhlenforscher dringen immer weiter in die Unterwelt vor. Auch in den bayerischen Alpen.

Von: Sabine Schmalhofer

Stand: 28.09.2014 | Archiv

Der Wendelstein mit Kapelle | Bild: BR

Der Blick vom Wendelstein ist einer der schönsten im bayerischen Voralpenland. Doch der Berg hat seinen Besuchern noch mehr zu bieten als nur Panorama: Ein riesiges Höhlensystem verbirgt sich im Gipfelmassiv, das löchrig ist wie ein Schweizer Käse. Und neuerdings wollen immer mehr Besucher die Schächte und Gänge des rund 1800 Meter hohen Berges erkunden.

"Ich war schon mal im normal zugänglichen Teil der Wendelsteinhöhle und habe gehört, dass man hier auch in die unerschlossenen Teile kommt und das hat mich einfach interessiert, so die Unterwelten in der Dunkelheit."

Mike Schönheit, Tourist

Ein ungewöhnliches Erlebnis für die meisten Wendelstein-Besucher.

"Die haben vielleicht maximal die Schauhöhle gesehen, die wir heute auch sehen werden. Die ist ausgebaut beleuchtet und so weiter. Aber da, wo wir hingehen, vom Dom zur Herzkammer, da braucht man eigene Ausrüstung, sprich Lichtquelle und so weiter. Und das ist schon was anderes."

Peter Forster, Höhlenforscher

Zuerst müssen sich die Höhlenbesucher ausrüsten: In den Spezialanzügen sind sie vor Wasser und Schmutz geschützt. Auch gegen Kälte hilft der robuste Overall.

Peter Forster

Profi-Höhlenforscher Peter Forster leitet die Tour. Ein letzter Lampencheck und los geht’s.

Nicht weit unterhalb des Gipfelkreuzes wurde ein Zugangsstollen gebaut, der hinunter in den Bauch des Berges führt. 82 Stufen führen hinab in die Kalksteinkluft. Hier ist alles noch gut ausgebaut und beleuchtet. Deshalb können Touristen in diesem Teil auch selbständig herumgehen. Die Schauhöhle gilt als höchst gelegene in Deutschland.

"Die Höhle ist wunderbar. Da hat man einen Einblick in so eine Höhle wie in Berchtesgaden, wo dieses Unglück passiert ist. Da komme ich ja nie hinein. Aber über den Berg, den Untersberg bin ich schon öfters rübergegangen."

Besucher

Nach rund 300 Metern ist für Touristen Schluss. Der erschlossene Teil der Höhle endet hier.

Ab jetzt geht es nur noch unter professioneller Führung weiter. Alles andere wäre zu gefährlich.

"Wir haben hier so Stahlstifte drin. Da könnt ihr euch einhalten, aber ihr müsst aufpassen, die sind rutschig."

Peter Forster, Höhlenforscher

Es ist feucht und kalt. Nur mühsam kommt die Gruppe im Schein ihrer Stirnlampen vorwärts. Unter Experten gilt die Wendelsteinhöhle als geologische Sensation:

"Die Kalksteinkluft kann zwar keine malerischen Tropfsteine vorweisen, doch sie ist Lebensraum für rund 50 Tierarten, von Kleinstlebewesen bis zu Fledermäusen. Beim genauen Hinsehen findet man immer wieder Knochen. Manche sehen aus wie Zahlstocher."

Peter Forster, Höhlenforscher

Wer unter Platzangst leidet, sollte lieber draußen bleiben. Andere lieben dieses Abenteuer.

"Das ist schon toll, mal in einen Teil der Höhle reinzugehen, wo keine betonierten Stufen reingehen, und nur mit der eigenen Lampe durch die Höhle gehen. Das ist schon interessant."

Mike

Im Jahr 1889 haben sich hier die ersten Besucher verewigt.

Entstanden ist die Höhle Millionen Jahre früher, wahrscheinlich schon, bevor sich die Alpen aufgefaltet haben, sagen die Forscher.

Nach etwa drei Stunden im Inneren des Berges ist das Abenteuer zu Ende.

"Ja, es war toll."

Besucher

"Super."

Höhlentourist

"Es ist auch schön, wieder Tageslicht zu sehen. Hier ist es wärmer, ja angenehm."

Höhlenbesucher

Und vor allem: Jetzt kann man das Panorama vom Wendelstein plötzlich wieder mit ganz anderen Augen genießen.


10