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BR-München Stricken mit Gleichgesinnten

Mützen Selbermachen, das kommt an – und schlägt sich auch im Umsatz nieder: Die Handarbeitsbranche hat im vergangenen Jahr geboomt wie noch nie, mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro.

Von: Astrid Uhr

Stand: 08.02.2015 | Archiv

Blick auf Hände mit Stricknadeln und Wolle | Bild: BR

Nur wenige Wollknäuels verheißen ein Meer von Möglichkeiten – und deswegen können sie nie genug Wolle haben, die Hobby-Strickerinnen Angelika Clauß und Judith Strußenberg.

Aktuelles Projekt: Ein Lace-Schal mit Lochmuster aus Merinowolle.

"Das Schöne am Stricken ist, dass es ein toller Ausgleich ist zum Beruf, mit viel Computerarbeit und Kopfarbeit; dass man dann einfach was mit den Händen tun kann, und dann ein schönes Ergebnis hat, an dem man lange Freude hat."

Judith Strußenberg, Strickkünstlerin

"Einfach mal runterzufahren, um Stress abzubauen. Die einen meditieren – ich stricke."

Angelika Clauß, Strickkünstlerin

Nach dem Handarbeitsunterricht in der Schule war erstmal Pause, doch jetzt stricken die beiden bei fast jeder Gelegenheit.

Bobbi Cermak-Prause

Eine Entwicklung, die sich auch auf dem Zeitschriftenmarkt bemerkbar macht: aktuelle Nachrichtenmagazine bleiben immer häufiger liegen – gekauft werden lieber Zeitschriften mit Wohlfühlthemen und Bastel-Anleitungen.

"Also, ich beobachte jetzt, dass die Zeitungen mit Handarbeit und Selbermachen, Stricken, Basteln, die sind richtig auf dem Vormarsch. Und die Leute sind auch interessiert daran, dass es solche Zeitungen gibt, um ihren Hobbys wieder nachzugehen."

Bobbi Cermak-Prause, Kioskbesitzerin

Kostenlose Anleitungen, Tipps und Tricks holt sich Judith Strußenberg auch aus dem Netz bei Ravelry, der weltweit größten Plattform für Stricken und Häkeln. Hier kann jeder seine eigenen Werke präsentieren. Die Werbetexterin betreibt sogar ihren eigenen Blog, und freut sich über Feedback.

Über das Netzwerk Ravelry kann man sich ganz real verabreden, wie heute zum Stricktreff in Augsburg. Ganz egal, ob Akademikerin oder Krankenschwester, hier treffen sich Handarbeitsfans mit verschiedensten Berufen und tauschen sich aus.

Christa Müller

Der Trend zur Handarbeit könnte auch eine Form von Weltflucht sein, meint die Soziologin Christa Müller.

"Handarbeit und Do-it-yourself, Selbermachen generell ist eine ganz klare Antwort auf die zunehmend komplexer werdende globalisierte Wirklichkeit, die auch in zunehmendem Maße digitalisiert ist und virtualisiert. Und es geht darum, die Hände wieder ins Spiel zu bringen, mit den Händen etwas zu machen, und auch einen Produktionsprozess von Anfang bis zum Ende wieder begleiten zu können."

Christa Müller, Soziologin

Wie sie die Hälften ihres Lace-Tuches ohne dicke Naht zusammennähen kann, dafür erhofft sich Judith Strußenberg heute Tipps zu bekommen.

Einmal im Monat treffen sich hier etwa 20 Handarbeitfans am Sonntagnachmittag. Der Strick-Treff ist kein Verein; gerade das zwanglose Beisammensein macht den Frauen Freude.

"Ich komme seit über fünf Jahren hierher, und es macht mir einfach wahnsinnig Spaß, mich mit den anderen zu treffen, auszutauschen, was man so machen kann…, ja, ich bin sehr gerne hier."

Eine Teilnehmerin

"Alle, die stricken, sind so auf einer Wellenlinie, und da fühle ich mich wohl."

Eine andere Teilnehmerin

"Früher war ich im Büro. Da war das Stricken einfach auch, ja, einmal was zu schaffen, und nicht nur den ganzen Tag telefoniert zu haben. Und dann am Abend kann man halt was machen mit seinen Händen und hat dann gesehen, dass dabei was rauskommt."

Eine Teilnehmerin

Endlich: Nach wochenlangem Stricken ist der Schal fertig – dank fremder Hilfe.

"Ich glaub schon, dass Stricken Leute zusammenbringen kann, die einander sonst nie begegnet wären, dass Bekanntschaften zusammenkommen können auch über verschiedene Generationen hinweg, wo man sich sonst vielleicht nicht wirklich was zu sagen hätte. Das Stricken kann da schon ein verbindender Faden sein, auf jeden Fall."

Judith Strußenberg, Strickkünstlerin

Selbermachen verbindet also. Man lernt neue Freunde kennen, und hilft sich gegenseitig – sogar rund um die Globus.

Für Judith Strußenberg und ihre Freundin bedeutet Stricken in erster Linie eine Auszeit vom hektischen Alltag. Etwas Handfestes in einer manchmal doch sehr komplexen Welt.


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Vogt, Sonntag, 08.Februar 2015, 18:33 Uhr

1. Name Hompage


Hallo ,ich habe die Sendung stricken mit Gleichgesinnten mir angesehen und war beeindruckt .Nun meine bitte wie hieß die eigene Hompage von der einen Frau ?Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen .

Mit freundlichen Grüßen

Monika Vogt

  • Antwort von Redaktion Alpen-Donau-Adria, Sonntag, 08.Februar, 18:50 Uhr

    Das ist wohl http://teeundkekse.com/