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TV Ungarn Töpfermeister Sándor Ambrus

30 Jahre ist es nun her, dass der Kunsthandwerker und Töpfermeister Ambrus Sándor in seinem Haus in Hódmezővásárhely seine Werkstatt errichtet hat. Im Laufe der Jahre ist diese Geburtsstätte seiner berühmten Keramiken zu einer richtigen Touristenattraktion geworden.

Von: Zsuzsa Sári

Stand: 08.07.2018 | Archiv

Porzellan | Bild: BR

Sándor Ambrus

Zum mittlerweile siebten Mal musizieren Schülerinnen und Schüler der Musikschule und ihre Lehrer im Hof des akustisch hervorragenden Töpferhauses in der Innenstadt. Der Hausherr Sándor Ambrus und seine Familie sind Gastgeber für die Künstler und das zahlreiche Publikum. Es ist daher kein Zufall, dass dem Töpfermeister heuer für seine herausragende Arbeit im Bereich der bildenden Kunst und für sein kulturelles Wirken der Pro Urbe-Preis der Stadt Hódmezővásárhely verliehen wurde.

"Das hier muss ich kneten, damit es proportional, gleichmäßig und ohne Luftblasen ist, sonst wirft es sich auf der Scheibe. Und das geschieht genau so, wie vor mehreren tausend Jahren, nämlich händisch."

Sándor Ambrus

In seiner Werkstatt, knetet und formt der Töpfermeister den Ton schon seit über 30 Jahren.

"Hódmezővásárhely war schon immer für den guten Lehm bekannt, der so gut ist, wie sonst nirgends im Karpatenbecken. Im 19. Jahrhundert haben in Vásárhely 400 Töpfer gearbeitet. So etwas hat es nirgends auf der Welt gegeben, dass so viele Töpfer an einem Ort wirtschaftlich überleben konnten."

Sándor Ambrus

Bis zum Ende des Jahrhunderts hatte sich das Töpferhandwerk strukturiert und in den einzelnen Stadtteilen entwickelten sich eigene Stilmerkmale.

"Am berühmtesten ist vielleicht dieses Geschirr, kobaltblau auf weißem Grund. Wir nennen es Csúcsi. Ich wurde auch in diesem Stadtteil geboren. Was man weltweit unter dem Begriff Csúcsi Keramik kennt, ist hier aus dem Formen- und Motivreichtum entstanden. Diese Keramik nennen wir Tabán, die grünen Újvárosi. Sie alle zusammen bilden die Keramikkunst in Hódmezővásárhely."

Sándor Ambrus, Kunsthandwerker und Töpfer

Heute betreiben in der Stadt nur noch vier Töpfermeister diese alte Kunst, das Traurige dabei: Es ist kein Junger darunter. Die weltberühmte Majolika-Fabrik und den Lehmindustrie-Verband, wo dieser Beruf erlernt werden konnte, gibt es nicht mehr:

"Das kann man nicht in einem Lehrsaal oder aus einem Buch lernen. Wenn man diesen Beruf lernen will, braucht man einen sehr guten Lehrherrn, und dafür gibt es heute keinen Bedarf mehr. Die Nachfrage ist zurückgegangen. Ich produziere auch nur noch einen Bruchteil von dem, was ich noch vor 20 Jahren hergestellt habe."

Sándor Ambrus, Kunsthandwerker und Töpfer

Zirka 4000 Personen besuchen jährlich das Töpferhaus. Die Gäste können nicht nur die preisgekrönten Werke besichtigen, sondern auch selber an der Töpferscheibe Platz nehmen und Einblick in die einzelnen Arbeitsschritte bekommen.

Sándor Ambrus hat sich im Laufe der Jahre einen Namen gemacht: nicht nur, dass eine amerikanische Fachzeitschrift über seine Arbeit berichtete, sogar die National Geographic widmete einige Seiten dem Lebenswerk des, wie man ihn nannte, "Lehmbändigers".

Und als wäre das alles noch nicht genug, wollte der bei den Bewohnern äußerst beliebte Töpfermeister auch für die Menschen in seinem Ort etwas tun:

"Mein guter Freund Péter Zoltán ist Klarinettist und er hat mir einmal gesagt, dass dieser Hof eine ganz besondere Akustik hat. Wir haben es ausprobiert und seither veranstalten wir hier mit großem Erfolg den sogenannten Musikerhof."

Sándor Ambrus, Kunsthandwerker und Töpfer

So kam es, dass der Hof des Töpferhauses nicht nur Werke bietet, die das Auge erfreuen, sondern die Besucher sich auch über musikalische Genüsse freuen dürfen. Es geht ja so oder so – um den guten Ton…


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