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TV Ungarn Die wechselvolle Geschichte der Theiß

Die Theiß kommt auf ihrem Weg auch durchs ungarische Szeged. Die Bewohner dort lieben und fürchten den Fluss gleichermaßen, denn die Theiß hat schon viel Zerstörung gebracht, aber den Menschen auch viel geschenkt.

Von: Zsuzsa Sári

Stand: 16.09.2018 | Archiv

Badende am Flussufer | Bild: BR

Gáspár Láda

Für diese Menschen ist die Theiß vom Frühjahr bis zum Herbst Teil ihres Lebens: Fischer, Ruderer und Badende bevölkern das Wasser und das Ufer. Zur Zeit des Fischfestivals fahren auf dem Fluss auch die Drachenschiffe, und in den Kesseln werden schmackhafte Fischgerichte zubereitet.

"Für die Fischerei ist die Theiß einer der schönsten Flüsse. Seit zwei Jahren gehört sie nur noch den Fischern, und das tut dem Fischbestand sehr gut. Die Fischerei als Produktionsgewerbe gibt es hier ja nicht mehr."

Gáspár Láda, Geschäftsführer des Verbandes der Fischereivereine des Komitates Csongrád

Vor zwei Jahren wurde nämlich in Ungarn das Fischwirtschafts- und Schutzgesetz geändert und seither gibt es für Handelszwecke keine Fischfanggenehmigung. Die Gesetzesänderung löste heftige Diskussionen aus und bedeutete das Ende für einen uralten Beruf. Heute zeugen nur noch Fotos im Ferenc Móra-Museum vom Leben der Fischerleute an der Theiß. Sie erzählen von Zeiten, wo die Menschen am Ufer des Flusses noch Fische spalteten und trockneten, um die enormen Mengen zu bewältigen. In manchem Jahr wurden 5000 Zentner Fisch verarbeitet, etwa die Hälfte davon wurde getrocknet.

Im Jahre 2000 schien für die Vegetation des Flusses die unabwendbare Ausrottung bevorzustehen: Der Grund war eine Verseuchung durch Zyanid aus Rumänien, in deren Folge auf dem ungarischen Abschnitt der Theiß über 1200 Tonnen Fisch verendeten. Die Konzentration des giftigen Stoffes betrug das 180-fache des erlaubten Grenzwertes. Der sich über 40 Kilometer erstreckende Zyanidstreifen bewegte sich zwei Wochen lang flussabwärts.

"Der Fluss regeneriert sich grundsätzlich während der Flutwellen; das haben wir auch nach der Zyanidverschmutzung beobachten können, als der Fischbestand der Theiß enorm geschädigt war. Die damaligen Flutwellen waren es, die den Fluss wirklich regenerieren konnten."

Gáspár Láda, Geschäftsführer des Verbandes der Fischereivereine des Komitates Csongrád

Sándor Cserényi

Einen Karpfen und eine Brasse hat Sándor Cserényi seit halb drei Uhr früh gefangen. Er wird eine Fischsuppe kochen und zum Herausbacken bleibt auch etwas. Sein Erfolgsgeheimnis:

"Unendlich viel Geduld. Und man muss früh hier sein, damit man den Platz behält, hier wird nämlich um die Plätze gekämpft."

Sándor Cserényi, Fischer

Kein Wunder, wurden doch im Komitat Csongrád allein im heurigen Jahr 17.000 Fischergenehmigungen ausgestellt, viel mehr, als in den vergangenen Jahren. Was den Fluss auszeichnet, ist seine Vielfalt:

"An der Unteren Theiß steht der Wels auf Platz eins. Dann folgen der Karpfen, der Barsch, und der Hecht; und besonders wichtig ist, dass wir auch den Störbestand aufbessern. Darauf legen wir großen Wert."

Gáspár Láda, Geschäftsführer des Verbandes der Fischereivereine des Komitates Csongrád

Den Fischen selbst bereitet die Natur ein reiches Mahl mit dem Schwärmen der Eintagsfliegen. Nicht mehr als ein paar Stunden dauert das sogenannte "Blühen der Theiß" – das ist der Brauttanz der Insekten, das Ablegen der Eier, und gleichzeitig ihr Sterben – ein einzigartiges Naturschauspiel.


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