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TV Slowenien Wo Violin-Virtuosen wohnen

Zwei Jahrzehnte sind bereits vergangen, seit der belgische Geigenbauer Michel van Mulders nach Ljubljana kam und dort auch geblieben ist. Ausschlaggebend waren sowohl ausgezeichnete Geigenspieler als auch die Tatsache, dass in den slowenischen Alpen hochwertigstes Holz für Violinen vorkommt.

Von: Vesna Teržan

Stand: 10.06.2018 | Archiv

Geigen | Bild: BR

Michel van Mulders

Der Geigenbaumeister Michel van Mulders und sein Begleiter Lin kommen von einem Spaziergang zurück ins Zentrum von Ljubljana. Im Erdgeschoss eines alten Bürgerhauses unweit der Slowenischen Philharmonie hat der Belgier sein Atelier eingerichtet. Der Standort ist nicht unwichtig, denn er soll in der Nähe der Musiker sein, da der Geigenbauer für die Streichinstrumente wie ein Arzt ist.

Miran Kolbl

Sehr oft kommen Geigenvirtuosen in das Atelier, um die Instrumente zu testen. Diesmal ist der vielfach preisgekrönte Konzertmeister der Slowenischen Philharmonie, Miran Kolbl zu Gast:

"Ich bin sehr froh, dass ein solcher Meister nach Ljubljana gekommen ist, weil es für einen professionellen Musiker sehr wichtig ist, eine solche Werkstatt in der Nähe zu haben. Er kennt sich mit den alten Geigen sehr gut aus, er selbst stellt neue her, erstklassige, ausgeglichene, mit einem vollen Klang. Er befasst sich intensiv mit der Klangeinstellung, denn es ist sehr wichtig, dass das Instrument perfekt eingestellt ist, damit es alles zum Ausdruck bringt, was der Geiger in sein Instrument hineingibt."

Miran Kolbl, Konzertmeister, Slowenische Philharmonie

Michel van Mulders

Michel Van Mulders wurde in Belgien geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung in London bei den größten Meistern der Geigenbautradition. So konnte er sich auch mit der goldenen Ära der italienischen Geigenbauzentren vertraut machen und lernen, wie man das Instrument optimal gestaltet und zur Vollkommenheit weiterentwickelt.

"Ich hatte großes Glück, dass ich aufgenommen wurde. Dort waren wir zu zwölft im Unterricht für drei, vier Jahre. Die Atmosphäre war fantastisch. Wir wohnten zusammen in einem großen Haus. Wir haben nur übers Geigenbauen geredet, über unsere Leidenschaft. Für mich war das einer der wichtigsten Zeitabschnitte."

Michel Van Mulders, Geigenbaumeister

Seine praktischen Kenntnisse baute er in Frankreich aus, wo er sich mit der Herstellung von neuen Geigen befasste. Das Handwerk des Restaurierens der 100 Jahre alten Geigen lernte er vor allem in England und bildete sich dann bei den deutschen Meistern noch weiter. Wie er selbst sagt, sieht die Geige auf den ersten Blick noch immer so aus, wie in der Zeit des Barocks. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte die Violine einige Neuerungen, weil es in der Musik zu Veränderungen kam und sich die Geigenspieler einen stärkeren und volleren Klang wünschten.

Den größten Wandel gab es beim Hals, beim Griffbrett aus Ebenholz mit den darüber gespannten Saiten, beim Steg und beim Bassbalken. Natürlich spielt das Holz, aus dem die Geige hergestellt wird, eine sehr große Rolle. Besonders geeignet ist Berg-Ahorn, aus dem die Schnecke, der Hals, der Boden und die Zarge gefertigt werden. Die Decke ist aus Fichtenholz.

"Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass diese Holz-Kombination am besten ist und verantwortlich für die akustischen Eigenschaften, die ein Musiker bei der Violine sucht."

Michel Van Mulders

Aus diesem Grund hält er in seinem Keller eine beachtliche Sammlung von Holz bereit, denn von der Qualität, Stärke und Flexibilität sowie von den Merkmalen der Holzart hängt die Form dieses Instruments ab.

"Die Materialqualität des Ahorn- und Fichtenholzes aus den hiesigen Alpen, aus Pokljuka und Jelovica ist für den Geigenbauer ein großer Vorteil."

Michel Van Mulders

Und so hat der Klang der Violinen van Mulders seinen Ursprung auch in den Wäldern des slowenischen Hochgebirges.


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