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Rai-Südtirol Mussolinis Bunkersystem

Alpenwall hieß die Festungslinie des faschistischen Italiens. In Südtirol finden sich im ganzen Land Bunker, die heute neu erforscht und genutzt werden.

Von: Martin Hanni

Stand: 30.10.2016 | Archiv

Ein Bunker | Bild: BR

"Wir hatten Glück, dass am Alpenwall nie gekämpft wurde. Die Bunker, die unterirdischen Festungsanlagen, blieben lange Zeit verborgen, sie waren kaum bekannt – und wenn: geschichtlich stark vorbelastet. Man wusste nur so viel: Die Bunker hatten mit der schlimmsten Zeit zu tun, die Südtirol jemals erlebt hat. Genau genommen, sind die Bunker der letzte Festungsbau, den wir hier antreffen. Mit der Atombombe wurden nämlich ganz andere, neue Abwehrmethoden nötig."

Heimo Prünster, Institut für Bunkerologie

Heimo Prünster

Das als Alpenwall bezeichnete Bunkerensemble will genauestens erforscht sein. Heimo Prünster hat einen Großteil der vor sich hinvegetierenden Militärarchitektur fotografisch festgehalten und vermessen. Das kleine Institut leistet hier große Arbeit.

"Südtirol erlebte und erlebt drei echte Großprojekte: Nummer eins: der Alpenwall; in den Sechzigerjahren: die Brennerautobahn und heute: den Brenner-Basis-Tunnel."

Heimo Prünster, Architekt und Bunkerkundler

Mit dem Institut betreibt Heimo Prünster auch Sensibilisierungsarbeit, denn nicht immer sind Bunkerbesitzer überzeugt, den Wert der alten Betonkolosse zu erkennen.

Günther Roner und Heimo Prünster

In der kleinen Eppener Fraktion Vagard im legendären Gasthof Schenk ticken die Uhren allerdings anders. Der dortige Kulturausschuss rund um den Bunkerbesitzer Günther Roner möchte der reich bestückten Bunkerlandschaft dieser Gegend eine neue Identität verleihen. Damit besonders gut, aber auch weniger gut getarnte Exponate Teil des Landschaftsbildes werden. Die Jahre des Versteckens und Verdrängens sollen ein Ende haben.

"Ich sehe einen konkreten Nutzen, vor allem aus geschichtlicher Sicht. Künftige Generationen sollen wissen, was ein Bunker war und warum hier so viele stehen. Man kann sie überdies praktisch nützen, für Schulen, Tourismus und der weiteren Bewusstseinsbildung in unserem Lande!"

Günther Roner, Bunkerbesitzer

Matthias Schönweger

Auch im Burggrafenamt bei Algund finden sich Spuren des Alpenwalls. In diesem Bunker findet man auch künstlerische Spuren, die dem Kopf des Künstlers Matthias Schönweger entspringen. Ihm gehören 30 Bunker im Land.

Neben dem Institut versucht auch ein junger Verein, mehr Licht in bunker-dunkle Räume zu bringen. Dafür haben der Künstler Matthias Schönweger und der Architekt Heimo Prünster den gelernten Bankkaufmann Erwin Seppi für ihre Ideen gewinnen können. Gemeinsam mit ihm gründeten sie den Verein "Bunkerforum Kasematte".

"Diese Räume sollen genützt werden, ein Upcycling sozusagen erleben. Die Bunker haben eine spannende Geschichte hinter sich und hoffentlich eine noch spannendere und vor allem friedliche vor sich."

Matthias Schönweger, Künstler


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