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Rai Triest Der "Kuss der Kreuze"

In dem kleinen Ort Zuglio im Gebiet von Carnia wird jedes Jahr an Christi Himmelfahrt der alte Ritus des "Kusses der Kreuze" gefeiert. Seit dem großen Erdbeben von 1976 wird diese Zeremonie wieder verstärkt von vielen Pfarren im gesamten Friaul mitgefeiert.

Von: Marina Devescovi

Stand: 08.07.2018 | Archiv

Küssende Kreuze | Bild: BR

In der Pfarrei San Pietro in Zuglio in der Provinz Udine wird seit Jahrhunderten der religiöse Brauch "Kuss der Kreuze" am Fest Christi Himmelfahrt gepflegt. Der Ritus geht auf die Zeit zurück, als den einzelnen Pfarreien des Kanaltals eine größere Unabhängigkeit von der Mutterpfarrei zugestanden wurde, sodass sie Taufen und Begräbnisse selbständig durchführen konnten.

Zum Zeichen des Respekts gegenüber der Mutterpfarrei mussten jedoch die nunmehr unabhängigen Pfarren an den großen Festtagen zur Kirche von Zuglio kommen. Von dieser Geste der Untertänigkeit blieb bis heute der "Kuss der Kreuze" erhalten, ein Brauch, dem sich jetzt wieder immer mehr Pfarreien der Region und darüber hinaus anschließen.

"Die Zeremonie des Kusses der Kreuze ist sehr alt und folgt einer genauen Ordnung. Die Kreuzträger versammeln sich in der Kirche der Madonna in der Nähe der Mutterkirche. Hier beginnt zu einer festgelegten Zeit die Bitt- und Bußprozession."

Celestino Vezzi, Lokalhistoriker

Celestino Vezzi

In der religiösen Tradition in Carnia war das Fest Christi Himmelfahrt der Abschluss der Bittprozessionen, mit denen die Bauern um eine gute Ernte beteten. In der kleinen Kirche melden sich die Kreuzträger beim Zeremoniär, damit niemand vergessen wird.

"Diese Anmeldung am Beginn erfolgt im Hinblick auf die Fürbitten, weil bei der Prozession alle Heiligen angerufen werden, denen die einzelnen Kirchen in Carnia geweiht sind. Die Prozession geht bis auf die Hochebene Plan da Vincule."

Celestino Vezzi, Lokalhistoriker

Dort beginnt die eigentliche Zeremonie. Das Evangelium wird feierlich gesungen, der Priester erbittet den Segen Gottes, der die Menschen vor Krieg, Krankheit und Hungersnot schützen möge. Die ganze Zeremonie wird in friulanischer Sprache abgehalten und von Gesängen begleitet.

Am Schluss geht die Prozession zur Mutterkirche, in der die Heilige Messe gefeiert wird. Die Zeremonie endet mit dem Wunsch des Pfarr-Propstes, dass alle im nächsten Jahr gesund und "ein bisschen braver" wieder hier zusammenkommen sollen.


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