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Mensch ärgere Dich nicht Home Run mit Hindernissen

Wer sich, oder - noch schlimmer - andere bei "Mensch ärgere Dich nicht" nicht ärgert, hat schlicht und ergreifend das Spiel nicht verstanden! So simpel ist das. Und so simpel auch die Spielidee, so nachhaltig beliebt ist der Brettspielklassiker - seit 100 Jahren.

Stand: 28.03.2014 | Archiv

"Mensch ärgere Dich nicht"-Spiel | Bild: picture-alliance/dpa

"Ich finde es lustig, aber man ärgert sich immer so."

Hannah Szelenyi, 11 Jahre

Es war einmal ein Mann, der hatte drei Söhne, die, der Überlieferung nach, eher unruhig waren. Zur Bespaßung und Mäßigung derselben ersann der findige Vater ein Spiel, erschuf aus einer Hutschachtel den Spielplan, schnitzte Figuren und präsentierte es den Knaben nebst Gattin - und die fanden das klasse. Alea iacta est! Das Brettspiel wurde zum Millionenseller, der Vater gründete einen Spieleverlag und lebte reich und glücklich bis an sein Lebensende! Das ist die - im Wesentlichen richtige - Kurzfassung der Entstehungsgeschichte des Spieleklassikers "Mensch ärgere Dich nicht!"

Kriegsgewinnler

Der Vater hieß Josef Friedrich Schmidt und die Geschichte spielte sich in den Jahren 1907 und 1908 ab. Richtig ist, dass der handgearbeitete Prototyp der - wahrscheinlich etwas befangenen - Familie tatsächlich gut gefiel, für eine selbstproduzierte Kleinstserie fanden sich dann allerdings keine Abnehmer, der Welterfolg wäre fast keiner geworden, hätte Herr Schmidt nach diesem ersten Misserfolg die Karten / Würfel hingeschmissen. Tat er aber nicht, sondern landete einen perfekten PR-Coup: 1914 ließ er eine große Stückzahl Spiele produzieren und - wir befinden uns zeitlich im Ersten Weltkrieg - 3000 Stück als Sachspenden an Lazarette liefern, in denen kriegsversehrte Soldaten lagen ... und sich langweilten. "Mensch ärgere Dich nicht" war bei den Soldaten sofort beliebt: Es verbreitete gute Stimmung in böser Zeit und lenkte die Verletzten ab von Krieg und Leiden. Bei ihrer Rückkehr ins Zivilleben nahmen sie das Spiel mit und machten es zu einem Mega-Erfolg: Schon 1920 waren mehr als eine Million Brettspiele verkauft.

"Am meisten macht es mir Spaß, andere Mitspieler rauszuwerfen, das ist das Tollste an dem Spiel!"

Alissia Zimmermann, 11 Jahre

"Die roten Mantschgerl mag ich am liebsten, mit denen gewinne ich immer!"

Saya Zimmermann, 7 Jahre

Sicherlich war für den kommerziellen Erfolg auch der geringe Preis ein Argument: Nur 35 Pfennige kostete "Mensch ärgere dich nicht" - weniger als 500 Gramm Zucker. Und der Erfolg war beileibe keine Eintagsfliege: Bis heute wurden über 90 Millionen Spiele verkauft - immer noch jährlich rund 400.000 Exemplare - und auch die digitale Version ist ein Verkaufshit: Die App gehört zu den am meisten Downgeloadeten im Games-Bereich. Viele Varianten des Klassikers gibt es mittlerweile auf dem Markt, mehr oder weniger stark am Vorbild orientiert und auch der Schmidt-Verlag selbst sträubt sich nicht gegen Neuerungen: So kam im Januar 2014 ein "Mensch-ärgere-Dich nicht"-Kartenspiel in die Spielwarengeschäfte.

Trivia

Das Spiel und seine Vorläufer

Josef Friedrich Schmidt hat "Mensch ärgere Dich nicht" erfunden, aber es gab Inspirationen: Sicherlich kannte er "Ludo", ein englisches Spiel aus dem Jahre 1896, das seinerseits wiederum auf dem alten indischen Spiel "Pachisi" fußte. Schmidt vereinfachte die Regeln auf ein Minimum: Reduce to the max!

Das Spiel und einige Varianten

Kommunistisches "Mensch ärgere Dich nicht"

  • Bei dieser Variante gibt es nur Steine in einer Farbe und jeder spielt mit allen Figuren. Einige Zusatzregeln erschweren den Spielern das Leben - mit "Love, Peace and Happiness" hat diese Variante nicht wirklich viel zu tun ;)

Verliere nicht den Kopf

  • Die Basisregeln des Grundspiels werden ergänzt durch Abkürzungsregeln, die es Spielern auf bestimmten Feldern erlauben, die Hälfte des Spielbretts mit einem einzigen Zug hinter sich zu bringen.

Figuren

Die korrekte Bezeichnung der "Mensch ärgere Dich nicht"-Figuren ist Pöppel! (ehrlich!!!)

Wettkampf

Seit 2007 gibt es jährliche Deutsche Meisterschaften im "Mensch ärgere Dich nicht", traditionell ausgetragen am 1. Mai.
Seit 2010 gibt es sogar Weltmeisterschaften, die im Zweijahresturnus veranstaltet werden.

Kaum zu glauben ...

Der Dauerrekord beim Spielen des Klassikers liegt bei 204 Stunden, die Unterwasser-Rekordmarke bei 36 Stunden.

"Gut ... ich gewinne ja fast immer! Und die Oma ärgert sich!"

Emma Scuderi, 9 Jahre

"Ich habe bei diesem Spiel IMMER verloren!"

Luis Jordan, 15 Jahre

"Ich finde es lustig, wenn ein paar Leute zusammen mit mir rausgeschmissen werden."

Lucas Szelenyi, 9 Jahre


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