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Der Kreisverkehr Die runde Schönheit

Der Kreis ist endlos, ohne Anfang und Ende; Kreise sind oft die erste Form, die Kleinkinder malen; menschliche Gesichter sind rund. Kein Wunder also, dass dieses vollkommene Gebilde auch aus dem Straßenverkehr nicht wegzudenken ist.

Stand: 16.06.2015

Pariser Triumphbogen | Bild: colourbox.com

Viele kannten den Kreisverkehr früher vor allem aus dem Ausland, zum Beispiel den "roundabout", von den britischen Inseln, denn hier ist er ziemlich weit verbreitet, sowohl in einspurig als auch in riesengroß inmitten von Motorways. Die Schwierigkeiten, die die Benutzung eines solchen Kreisverkehrs sowieso schon mit sich bringen, werden hier (zumindest für die Festlandeuropäer) hinterhältigerweise noch verstärkt durch den Linksverkehr.

Der absolute Vorreiter in Sachen Kreisverkehre, pardon: "rondspoints", ist Frankreich. Dort gibt es etwa 20.000 davon, damit sind die Franzosen im Weltvergleich mengenmäßig sehr gut dabei. Überhaupt kannte man als Deutscher lange die eigentlich doch sehr formschöne Kreuzungsform fast nur aus dem Urlaub, wenn man zum Beispiel verzweifelt versuchte, endlich damit aufzuhören, den Arc de Triomphe in Paris vom Auto aus zu besichtigen.

Die Quadratur des Kreises

Was viele nicht mehr wissen: in den Nachkriegsjahrzehnten gab es auch in Deutschland zunächst jede Menge Kreisverkehre. Allerdings wollte man sich hier in den 60er-Jahren nicht der Idee anschließen, dass dort generell die Regel "rechts vor links" gelten solle.

Mathematik

Die Kreiszahl pi ist ungefähr 3,14159265358979323846

In Deutschland stellte man lieber Vorfahrtszeichen-Schilder in die Kreise, so dass die Fahrzeuge, die sich darin befinden, Vorfahrt hatten. Trotzdem oder gerade deswegen schien die Benützung von Kreisverkehren für Deutsche irgendwie zu kompliziert zu sein. Vielleicht mochte man es hier auch einfach nur lieber eckig und geradlinig und hatte keinen Sinn für die vollendete Schönheit des Runden? Jedenfalls wurden die Kreise bei uns im Laufe der Zeit durch schöne, rechtwinklige Ampel-Kreuzungen ersetzt.

Das Runde verdrängt das Eckige

Doch seit den 1990er-Jahren hat man auch hierzulande die Schönheit des Kreisverkehrs wieder erkannt, und so zog die Kreisverkehr-Manie auch in Bayern wieder weite Kreise. Jeder Ort brauchte ein Rund im Straßenverlauf, am besten am Ortsein- beziehungsweise -ausgang. Die Besonderheit des Kreisels liegt ja neben der kurvigen Straßenführung außerdem darin, dass sich in seiner Mitte automatisch ein runder Flecken bildet, der geradezu danach schreit, hübsch gestaltet zu werden. Ein Feld für Architekten, Gärtner und Künstler, auf dem sie sich austoben können. Mittlerweile wetteifern viele Gemeinden mit ihren Nachbarorten darum, wer den schönsten Kreisverkehr hat.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Blinken. Wie geht das nochmal? Ganz einfach: Beim Reinfahren darf man es seit Februar 2001 NICHT mehr (die anderen Verkehrsteilnehmer verstehen ja automatisch, wo man hin will, nämlich in den Kreisel hinein), dafür sollte man beim Rausfahren die Richtungsanzeigelämpchen betätigen, damit die anderen wissen, an welcher Stelle man wieder raus will.


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