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"Arm sind wir nicht" Ein Bauernleben im Bayerischen Wald

Anni Sigl mit einem Fasanmännchen. Weitere Bilder finden Sie unter www.br-foto.de. | Bild: BR

Montag, 18.11.2013
17:00 bis 17:30 Uhr

BR Fernsehen
2010

Als Anni Sigl vor fast 50 Jahren auf den Bauernhof ihres Mannes Alois nach Hilgenreith bei Grafenau einheiratete, zog sie in ein recht bescheidenes Anwesen ein. Und so ist es bis heute geblieben. Die Sigls besitzen keine Heizung, kein Bad, keine gepflasterten Wege. Ein uralter Holzofen und ein Plumpsklo - das ist ihr Komfort. Zum Einkaufen müssen sie mit dem Traktor fahren, weil sie kein Auto besitzen. Das alte Ehepaar lebt im Monat von 550 Euro Rente. So sind sie zwangsläufig Selbstversorger geworden.

Vom Geflügel über Gemüse, Obst, Eier bis zum Tabak - dafür geben sie nichts aus, weil sie alles selbst anbauen oder züchten. 60 Enten, 13 Gänse, 70 Hühner und ein Fasanenpaar wohnen mit Anni und Alois auf dem Einödhof. Alles seltene Rassen, die Anni selbst schlachtet und in der Stube rupft. Und ihr Mann, er raucht doch? Aber nur selbstgedrehte Zigaretten. Den Tabak dafür baut die Anni selbst an - eine botanische Rarität im rauen Klima des Bayerischen Waldes.

Die Anni macht auch selber ihr G'selchtes und näht geschenkte Schürzen um - damit sie keine neuen kaufen muss. Alte Sachen werden bei den Sigls eben so lange verwendet, bis sie unbrauchbar sind. Von Wegwerfgesellschaft keine Spur. Und trotzdem oder gerade deshalb - das alte Ehepaar ist auf eine ruhige Art zufrieden. Von ihrem kleinen Bauernhof hat man einen traumhaften Ausblick auf die komplette Bayerwald-Bergkette. "I muass ned wegfliagn, um zu sehn, wie schee es auf der Welt ist", sagt Anni Sigl. "Nein, arm sind wir ned", ergänzt der Alois und lächelt zufrieden.

Redaktion: Jörg Michael Schmid