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DokThema Abitur unterm Halbmond. 150 Jahre Deutsche Schule in Istanbul

Flaggen von Deutschland und der Türkei | Bild: pa/dpa/Kay Neitfeld

Mittwoch, 12.12.2018
22:00 bis 22:45 Uhr

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Deutschland 2018

Nach Terroranschlägen in der Metropole am Bosporus und extremen diplomatischen Verwerfungen zwischen Berlin und Ankara aufgrund willkürlicher Festnahmen deutscher Staatsbürger in der Türkei steht das 150. Jubiläumsjahr der Deutsche Schule in Istanbul unter keinem guten Stern. Viele Lehrer sind gegangen, keine neuen Lehrer nachgekommen. Auch Annika Grühn macht sich im ersten Halbjahr Gedanken, wie es weitergeht mit ihr und der Schule. Der Abiturient Berkin kommt aus einer türkischen Mittelschichtfamilie. Seine Eltern investieren einen Großteil ihrer Gehälter in die Ausbildung ihrer Kinder. Dementsprechend hat der Schüler Druck, ein möglichst gutes Abitur zu absolvieren, damit er in Deutschland Medizin studieren kann.
Das Jubiläumsjahr ist nicht nur von feierlicher Stimmung geprägt. Ein geplantes offizielles Jubiläumsevent kann gar nicht stattfinden, weil sich Vertreter der beiden Staaten aus politischen Gründen nicht treffen können und wollen. Zu all den Problemen kommt auch noch ein Veruntreuungsskandal, der 2013 öffentlich wurde. Dabei ist die Historie und aktuelle Geschichte des deutschen Gymnasiums in Istanbul vor allem eine Erfolgsgeschichte. Jedes Jahr bewerben sich Tausende türkische Schülerinnen und Schüler um einen Platz auf der Deutschen Schule Istanbul. Die Schulleitung wählt die 130 Besten aus, die dann ein deutsches Abitur absolvieren können, das ihnen die Möglichkeit gibt in Deutschland zu studieren.
Das „Alman Lisesi“ ist aber auch Botschaftsschule. Kinder von deutschen aus beruflichen Gründen nach Istanbul entsandten Eltern besuchen die Deutsche Schule Istanbul. So war die Schule immer auch Brücke zwischen den beiden Nationen und Garant für Völkerverständigung.
Die Biologielehrerin Grühn und der Schüler Berkin haben ein Schuljahr mit Hindernissen und Prüfungen vor sich. Das türkische Bildungsministerium nimmt noch keinen Einfluss auf den Lehrplan. Dennoch überlegt sich die Lehrerin Grühn ganz genau, was sie im Unterricht sagen darf und was nicht. Gleichzeitig hat die Schule den Anspruch, kritische Geister auszubilden. Berkin weiß selbst, wie wichtig das heutzutage ist und ergänzt schmunzelnd, dass er auch die in der Schule vermittelten „deutschen“ Tugenden wie Pünktlichkeit und Disziplin angenommen hat.

Autor/Autorin: Oliver Mayer-Rüth
Redaktion: Astrid Harms-Limmer

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