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DIE 68ER - EIN AUFBRUCH UND SEINE FOLGEN Bist du Beatles oder Stones?

Bist du Beatles oder Stones? - das war die entscheidende Frage. Atze, Henne, Henny, Lutze und Wolle sahen aus wie die Beatles und fühlten sich wie die Stones - zumindest manchmal. Fünf Berliner Jungs, denen die Welt zu Füßen lag. Vom Glück beschienene Wirtschaftswunderkinder: Frieden, Freiheit, Fußball. Kindertage in den Nachkriegsjahren - und Jugendzeit in den wilden 60ern. Alles war neu, die Musik, das Land - und das erste Auto der Eltern. Freunde sind sie geblieben, auch als es einige später nach München zog. Heute sind sie Buddies im Ruhestand. Im Bild unten: Wolfgang Ettlich. | Bild: BR/MGS Filmproduktion/rbb/Wolfgang Ettlich

Mittwoch, 11.04.2018
22:45 bis 00:05 Uhr

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Deutschland 2016

Atze, Henne, Henny, Lutze und Wolle waren seit ihrer Kindheit beste Freunde in ihrem Berliner Kiez. Zuerst kickten sie zusammen auf der Straße, dann kamen die ersten Mädchen, und dann die Zeit der Revolution. Bands wie die Beatles und die Rolling Stones sorgten nicht nur für den Soundtrack zum gesellschaftlichen Umbruch, sondern wurden auch zu Rollenmodellen des neuen Lebensgefühls. Die fünf Kumpels aus Neukölln ließen sich die Haare im Beatles-Stil wachsen und die meisten stürzten sich nach dem Tod Benno Ohnesorgs in den politische Protest. Henny, Henne und Lutze versuchten zusammen mit den Freundinnen sogar den Traum vom Kommunenleben und einer Kneipe als Kollektivbetrieb in München zu verwirklichen. Atze hingegen beendete sein Studium mit Bestnote und kämpfte dennoch zeitlebens gegen das, was sein autoritärer Vater ihm in der Kindheit angetan hatte. Die langen Haare von damals sind heute längst schütter geworden.
Gut 50 Jahre nach '68 besucht Filmemacher Wolle Ettlich seine alten Freunde und zeichnet mit der Kamera ein Generationenbild: Lebensgeschichten zwischen Kommunenleben, Depression und Lehrerkarriere.

Der nostalgische Titel "Bist du Beatles oder Stones?" greift die Bekenntnisfrage der 68er-Generation auf, die sich damals noch Beatgeneration nannte. "Die Frage war schnell beantwortet mit Stones. Die waren einfach rockiger. Die haben auch unsere Weltsicht gerockt. Die haben uns in dem Zeitabschnitt maßgeblich beeinflusst, auch die Sicht auf Autoritäten, was die Elterngeneration angeht“, erklärt Henne.
Der Filmmacher Wolfgang "Wolle“ Ettlich, der 1994 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, erzählt in dem Dokumentarfilm über seine Freunde auch einen Teil seiner eigenen Geschichte. Die kollektiv betriebene Kneipe in Schwabing etwa, war der erste Schritt zu einer bleibenden Spur, die Wolfgang Ettlich im Münchner Kulturleben hinterließ: 1974 eröffneten er und sein Neuköllner Sandkastenfreund Henry "Henny“ Heppel noch eine Kleinkunstbühne dazu, die bis heute bekannt ist als das "Heppel und Ettlich“. Zwar ist die Kneipe von damals aufgegeben, doch der "Heppel + Ettlich Theaterclub“ existiert (in anderen Räumlichkeiten) noch heute und bereichert, teils unkonventionell, die Münchner Kulturszene nach wie vor.

Autor: Wolfgang Ettlich
Redaktion: Matthias Leybrand