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DokThema Mein Italien unter Meloni

Ingo Zamperoni (Mitte) mit Cousine Paola und Onkel Alberto auf dem Hügel hinter dem Haus. | Bild: NDR/Daniela Agostini

Mittwoch, 17.04.2024
22:00 bis 22:45 Uhr

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2024

Ingo Zamperoni begibt sich nach "Trump, meine amerikanische Familie und ich" (2020) und "Trump, Biden, meine US-Familie und ich" (2022) diesmal auf eine sehr persönliche filmische Reise durch Italien. Zamperoni hat die deutsche und die italienische Staatsbürgerschaft. Sein Vater ist Italiener, seit seiner Kindheit ist er mit dem Land eng verbunden, der Großteil der Familie Zamperoni lebt dort bis heute. "Ich möchte verstehen, woher dieser Rechtsruck kommt, welche Auswirkungen er mit sich bringt und wie die Menschen in Italien damit umgehen." Der Tagesthemen-Moderator sucht in Gesprächen mit Familienangehörigen und Freunden aus Kindheitstagen sowie hochrangigen Interviewpartnern Antworten.

Die Spurensuche beginnt am Lago Maggiore, führt über die Weinberge des Veneto, die Adria-Küste und die norditalienischen Städte Bologna und Ferrara über Rom bis nach Catania auf Sizilien. Während Cousine Paola eine glühende Lega-Anhängerin ist und damit die Wahl von Giorgia Meloni zur Ministerpräsidentin in Kauf nimmt, verurteilen ihre Schwestern Elena und Sonia die restriktive Familienpolitik der neuen Regierung und den fehlenden Umgang mit der faschistischen Vergangenheit. Auch der Freundeskreis ist gespalten: Stefania aus Bologna wäre nach dem Wahlsieg der Fratelli d'Italia am liebsten ausgewandert, Irene und Federico, die Freunde in Ferrara, aber machen sich keine großen Sorgen, denn irgendwie haben sich die Italienerinnen und Italiener noch immer "arrangiato" - arrangiert. Darin seien sie Weltmeister, egal, wer gerade an der Regierung sei.

"Giorgia Meloni versteht meine Sorgen, denn sie ist eine von uns", so sieht das Antonio Brugnatti, der das Adria-Strandbad Pinguino betreibt, das Ingo Zamperoni als Kind und Jugendlicher mit seiner Familie besucht hat. Für Aldo Cazzullo, Journalist und Autor der Tageszeitung Corriere della Sera, ist genau diese Volksnähe einer der Hauptgründe, warum sich 26 Prozent der Wählerinnen und Wähler für Fratelli d'Italia ausgesprochen haben. Dass nun im Zentrum der Regierungsarbeit eine restriktive Migrationspolitik steht, erfährt Giovanna di Benedetto von der Nichtregierungsorganisation Save the Children tagtäglich bei ihrer Arbeit. Die jungen Parteimitglieder, die Ingo Zamperoni auf einer Veranstaltung der "Brüder Italiens" in Rom trifft, aber sind stolz auf den wachsenden Patriotismus in ihrem Land. Meloni habe Italien die Würde wieder gegeben und mache es stark in Europa.

In der Tat agiert Georgia Meloni auf der europäischen Bühne eher zurückhaltend und pragmatisch - und damit ganz anders, als ihre anti-europäische Rhetorik im Wahlkampf vermuten ließ. "Wir sind diejenigen, die die meisten Schulden haben, also sind wir die Letzten, die sagen können: Jetzt können wir machen, was wir wollen", so der Buchautor Aldo Cazzulo. Das habe auch Georgia Meloni erkannt und versuche deswegen, die traditionell guten Beziehungen zu Deutschland und Frankreich fortzuführen, obwohl sie politisch den rechtskonservativen Regierungen von Ungarn und Polen wesentlich nähersteht. Und natürlich bleibe das auch ihr Ziel: eine starke rechtskonservative Mehrheit in Europa.

Redaktion: Astrid Harms-Limmer

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