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Dokumentation Filmmythos Sisi

Für viele ist Romy Schneider die einzig wahre "Sissi". Doch der Mythos der Kaiserin Elisabeth von Österreich bleibt lebendig, vielschichtig und bringt – als Film, Serie und in Romanen – immer wieder neue Interpretationen hervor. Serien widmen sich der jungen Elisabeth, Kinofilme wie "Corsage" und "Sisi & Ich" konzentrieren sich auf die reifere Frau und ihre Wirkung als It-Girl ihrer Zeit. Die Dokumentation "Filmmythos Sisi" blickt auf die ewige Faszination für die tragische Regentin. | Bild: ARD Degeto/BR/Montage: BR

Montag, 27.03.2023
22:45 bis 23:30 Uhr

BR Fernsehen
Deutschland 2023

Kaiserin Elisabeth von Österreich bewegte schon zu Lebzeiten das Volk. Schön und geheimnisvoll, mächtig und verletzlich, eigenwillig und verzweifelt. Ihre schillernde Vielschichtigkeit taugt seitdem hervorragend für jede Art der Fiktionalisierung. Die "Sissi"-Trilogie mit Romy Schneider in der Hauptrolle dominiert seit den 1950er-Jahren bis heute unser Sisi-Bild und begründete ihren Filmmythos, der mit neuen, oft reiferen Interpretationen im Film, in Serien, aber auch in Büchern wie Karen Duves "Sisi" immer wieder variiert wird.

Filmmythos Elisabeth: Aktuell boomen neue Interpretationen. Zwei Serien widmen sich der jungen Elisabeth, Kinofilme wie "Corsage" von Marie Kreutzer und "Sisi und ich" von Frauke Finsterwalder konzentrieren sich auf die reifere Frau. Ihre Emanzipation und Wirkung als It-Girl ihrer Zeit rücken ins Zentrum der Erzählungen.

Der Hype um Elisabeth erwischt alle: Streamingdienste, Fernsehsender, Filme und Romane. Sie spinnen das Narrativ ihrer Majestät weiter. Moderner, zeitgemäßer, aber auch wahrhaftiger? Filmautor Florian Kummert spricht mit Sisi-Expertinnen und -Experten und trifft die Macherinnen und Macher vor und hinter der Kamera.

Michael Wohlfahrt, Kurator des Sisi-Museums in Wien, weist auf die historische Genauigkeit der "Sissi"-Trilogie hin und gesteht auch ein, dass mancher Dialog dem Geist der 1950er-Jahre geschuldet ist.
In "Sisi und ich" geht es vor allem um das bewundernde Verhältnis einer Zofe zur Kaiserin und in "Corsage" um die Befreiungsversuche Elisabeths. Wie interessant das Leben der Herrscherin tatsächlich war, beschreibt Karen Duve in ihrem 2022 erschienenen Roman "Sisi", der auf historischen Fakten basiert und sich vor allem auf die Regentin als unerschrockene Reiterin konzentriert.

Der andauernde Mythos um Sisi zeigt: Es gibt in der Kunst keine Verpflichtung, den historischen Personen gerecht zu werden. Gerade in der Unterhaltungsindustrie dürfen sie ausgeschmückt, verherrlicht und geerdet werden. Sie werden in neuem Gewand in die Gegenwart katapultiert. Der subjektive Blick bestimmt ihr Überdauern.

Letztendlich erzählen die Interpretationen aber immer etwas über unsere Bedürfnisse, unsere Zeit. Das macht den Mythos Sisi so interessant.

Autor/Autorin: Florian Kummert
Redaktion: Carlos Gerstenhauer