BR Fernsehen

puzzle | Kulturmagazin Viele Kulturen - ein Land

Özlem Sarikaya im Gespräch mit Sabri Yagmur | Bild: BR

Dienstag, 26.10.2021
23:30 bis 00:00 Uhr

  • Untertitel

BR Fernsehen
Deutschland 2021

Moderation: Özlem Sarikaya

Die Themen der Sendung:

Gleis 11: Ende einer Zugfahrt und Beginn eines neuen Kapitels
Das Gleis 11 am Münchner Hauptbahnhof ist auf den ersten Blick ein Gleis wie jedes andere. Unscheinbar, ganz am Rand, fast versteckt. Und gleichzeitig ist das Gleis für die Geschichte der ersten Arbeitsmigrantinnen die Landmarke schlechthin, die erste Station in Deutschland. Dieses Gleis und der Bahnsteig waren für viele der erste Eindruck von Deutschland. Anschließend ging es direkt in einen Tiefbunker neben dem Gleis. Unter dem Gleis 11 mussten sie teilweise stundenlang warten, fühlten sich noch ein bisschen einsamer. Von hier aus wurden sie schließlich über ganz Deutschland verteilt. "puzzle" hat zwei Menschen getroffen, die vor Jahrzehnten dort angekommen sind und seitdem in Deutschland leben.

Töchter von "Gastarbeitern"
Sie waren und sind eine der größten Bevölkerungsgruppen überhaupt und trotzdem wurde ihre Geschichte nur wenig erzählt. Sogenannte Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter haben dieses Land maßgeblich mit aufgebaut und zum Blühen gebracht. "Sogenannt", weil "Gastarbeit" ein schwieriger Begriff ist. Ein Gast ist eher ein Freund und einen Gast lässt man nicht arbeiten. Die Menschen wurden mit der Absicht geholt, sie quasi nach getaner Arbeit wieder in ihr Ursprungsland zurückzuschicken. Und damit waren auch die "Gäste" einverstanden. Die meisten von ihnen hatten vor, nach kurzer Zeit mit einigen Ersparnissen zurückzukehren. Doch viele sind geblieben, ihre Kinder und Enkel prägen heute in zentralen Stellen unsere Gesellschaft, Kultur und Politik mit. "puzzle" hat mit zwei Töchtern von sogenannten Gastarbeitern gesprochen, mit der Autorin Tunay Önder und mit der Theaterregisseurin Pinar Karabulut über die Geschichte ihrer Eltern und ihre ganz persönliche Sicht auf Deutschland.

Nedim Hazar: "Almanya Türküleri - Deutschlandlieder."
Die türkeistämmige Community entwickelte seit dem Anwerbeabkommen 1961 in Deutschland eine reichhaltige Kultur. Aber oft ungehört von den Deutschen. Der Musiker und Filmemacher Nedim Hazar hat nun ein Buch geschrieben über "Almanya Türküleri: Deutschlandlieder." Anhand einzelner Lieder schreibt er über diese Kultur und Lebensweisen: Arbeit, Liebe, Gender, Sprache, Exil, Identität, Tod. "puzzle" hat ihn zu der Musik gefragt, die er macht, die er liebt und die zu Deutschland gehört.

Bundesweites Theaterprojekt "Kein Schlussstrich!" über die Taten und Hintergründe des NSU
Zu den schlimmsten Gewaltverbrechen und terroristischen Anschlägen der deutschen Nachkriegsgeschichte gehören die Morde des NSU. Im Visier der Täter waren vor allem Türkeistämmige und Menschen, die für solche gehalten wurden. Auch zehn Jahre nach dessen Selbstenttarnung sind die Hintergründe des NSU-Komplexes noch nicht vollständig geklärt. In diesen Wochen werden unter dem Titel "Kein Schlussstrich!" bundesweit Theaterprojekte gezeigt, die sich mit dem sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund beschäftigen. Die Regisseurin Christine Umpfenbach hat mit Hinterbliebenen der Mordopfer gesprochen und daraus das Stück "Urteile" entwickelt, das im Rahmen des Theaterprojekts "Kein Schlussstrich!" gezeigt wird.

Kabarettist Fatih Cevikkollu über 60 Jahre Türken in Deutschland und Deutschländer in der Türkei
Fatih Cevikkollu ist als Kind türkischer Gastarbeiter in Deutschland geboren und aufgewachsen. Als Kabarettist spielt er in seinen Programmen mit den Klischees der beiden Kulturen. Er thematisiert den Alltag, die Nöte und Sorgen der Menschen und auch ihre Freuden - immer mit einem Augenzwinkern, humorvoll, erklärend, aber nicht belehrend. Zu "60 Jahren deutsch-türkisches Anwerbeabkommen" reflektiert der Comedian über die deutsch-türkischen Beziehungen und lässt die Zuschauerinnen und Zuschauer daran teilhaben, was für ihn heute die Türkei, die Heimat seiner Eltern bedeutet.

Zeitzeuge Augsburg: Gekommen, um ein Jahr zu bleiben ...
Der 91 Jahre alte Sabri Yağmur wurde in Anatolien geboren. Heute lebt er in Augsburg bei seinen Enkelkindern. Fast hätte er es damals nicht nach Deutschland geschafft, wegen der Behinderung seiner Hand. Dass es doch geklappt hat, ist für ihn Schicksal.

Redaktion: Helge Freund

Unser Profil

Die interkulturelle Sendung sensibilisiert, schärft unseren Blick und beleuchtet Aspekte unserer Gesellschaft, die alle etwas angehen: ob immer schon in diesem Land gewesen oder mit diversen Hintergründen eingewandert.