BR Fernsehen - Film & Serie


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Blick hinter die Kulissen von "Föhnlage" Das große Warten bei den Dreharbeiten

Nach dem Erfolg der BR-Heimatkrimis "Freiwild", "Erntedank" und "Sau Nummer vier" geht es nun in Garmisch weiter. Dort wird gerade "Föhnlage. Ein Alpenkrimi" gedreht. Mit am Film-Set: Die Rentnerin Irene Richter. Sie ist eine von 200 Komparsen beim Dreh.

Von: Juliane Müller

Stand: 19.11.2010 | Archiv

Juliane Müller | Bild: Juliane Müller

Garmisch: 20 Grad. Die Sonne strahlt über dem Kongresshaus in Garmisch-Partenkirchen. Der Wetterbericht hat Föhn vorausgesagt. Vor dem Gebäude stehen 20 Statisten und warten auf ihren Einsatz. Auf dem Parkplatz hält ein Bus. 15 ältere Damen in bayerischen Trachten steigen aus. Eine viertel Stunde zuvor hatte der Fahrer die Damen aus dem Altersheim vor Ort abgeholt.

Kaum haben die Damen ihre Plätze im Komparsenraum eingenommen, kommt auch schon der nächste Bus. "Extra aus München haben wir noch einen Schwung anreisen lassen", erklärt die Produktionsassistentin Johanna Teichmann. Die Münchner strömen in die Räume der Konzerthalle und freuen sich schon auf den Dreh mit Regisseur Rainer Kaufmann. Ihre Statistenkollegen warten bereits seit drei Stunden, dass es los geht. Doch eine stört das Ausharren nicht: Irene Richter. Die aus Garmisch-Partenkirchen stammende Rentnerin kommentiert trocken: "Ich bin ja ein alter Hase, ich kann warten."

Alles sehr aufwändig

Drehpause für Kommissar Jennerwein (Martin Feifel)

Neben Michael "Bully" Herbigs Film "Wickie und die starken Männer" war sie auch bei der neuen ZDF-Serie "Herzflimmern" dabei. "Für mich ist das eine schöne Abwechslung." Sie schwärmt von den netten Leuten am Drehort, von den entstandenen Bekanntschaften, aber moniert auch die manchmal sehr langen Wartezeiten. "Das ist alles sehr aufwändig. Da kann es schon mal ein wenig länger dauern." Und nicht selten knurrt der Magen. Denn 200 hungrige Mäuler zu stopfen ist kein leichtes Unterfangen. Das Produktionsteam schafft Körbe mit Brezeln heran, schleppt kistenweise Wasser in den Warteraum.

Schwerer als für genügend Verpflegung zu sorgen war es allerdings, genügend Komparsen für diesen Drehtag zu finden. Anders als sonst, wenn Irene Richter von der Castingagentur Producers Friends angesprochen wird, ging sie diesmal zum offenen Casting im Kongresshaus. "Ein paar Wochen später bekam ich den Anruf und ich war dabei." Ein paar Wochen vor Drehstart hatte auch schon Andreas Giebel, der den Bestatter Ignaz Grasegger spielt, über das Radio einen Komparsenaufruf gestartet. Seit zwei Tagen ist sie nun beim Dreh dabei.

Endlich drehen

Um 15.00 Uhr sind nun alle Komparsen da. Und jetzt geht alles ganz schnell. Der Produktionsleiter sucht die zwanzig Statisten aus. Sie sollen später um das Mordopfer herumsitzen. Auf geht’s in den Saal! Irene Richter ist nicht dabei. Sie darf erst später mit den anderen Statisten den Konzertsaal betreten. Auf der Bühne steht ein Flügel, daneben die Aufsteller der "Internationalen Musikschule".

Kommissare Schwattke (Katharina Schubert) lässt den Konzertsaal sperren.

Die Statisten setzen sich alle auf die linke Seite. "So, und jetzt setzen wir uns noch mal alle um", teilt der Produktionsleiter mit. Ein Raunen im Saal. Nur zehn Minuten dauert es und der Raum wirkt, als wäre er voll besetzt. Maskenbildnerinnen springen umher und schminken die im Bild erscheinenden Statisten und Schauspieler. Dann beginnt die Probe. "Ton ab" - "Ton läuft." Vom Band wird ein klassisches Klavierstück gespielt. Unbemerkt von der Kamera greift der Produktionsleiter in die Tasten. "Ich kann nicht spielen, aber es wirkt realer, wenn die Leute jemanden auf der Bühne fasziniert verfolgen", erzählt er.

Die Szene

Ein junger Konzertbesucher kommt zu spät zur Vorstellung, wartet auf eine kurze Musikpause und sucht dann seinen Platz in den vorderen Reihen. Er drängelt sich vorbei an den schon sitzenden Besuchern. Kaum hat er Platz genommener, lehnt er den Kopf zurück und wird von etwas Imaginärem erschlagen - von was, das sei hier noch nicht verraten.

Nach drei Testläufen für Kamera und Ton wird endlich richtig gedreht. Als das "Opfer" dieses Mal den Kopf nach hinten fallen lässt, stößt der Schauspieler einen markerschütternden Schrei aus. Alle nicht eingeweihten Statisten und Zuschauer schrecken zusammen - das Team lacht verschmitzt. "Sehr schön", zeigt der Regisseur seine Begeisterung. "So echt wäre es nie geworden, wenn wir das vorher schon mal gemacht hätten", erklärt er. Nach dem Dreh lächelt Irene Richter: "Ich bin ganz schön zusammengezuckt. Ich hätte der Musik nicht so andächtig lauschen sollen, wie man uns gesagt hat."

Regisseur Rainer Kaufmann (li.) und Martin Feifel

Irene Richter sitzt in der 10. Reihe. "Wahrscheinlich bin ich gar nicht zu sehen, aber man kann ja nicht immer so im Geschehen dabei sein, wie damals bei Wickie". Sie erzählt von der Szene, als Wickie vom Boot zum Dorf läuft. "Mit dem Wäschekorb sind wir 30 Mal den Berg hoch. Wickie stieß uns dann zur Seite, wenn er Richtung Dorf lief. Das war ein langer und kalter Dreh." Zwei Tage zuvor war sie mit dem Team von "Föhnlage" bei Außenaufnahmen. Gedreht wurde eine Beerdigung. "Kalt war es. Da ist es hier schon netter im Konzertsaal."

Nach zwanzig Minuten proben und drehen ist erstmal wieder Warten angesagt. Gleich wird die Szene gedreht, bei der etwas durch das Loch in der Decke fällt. "Was es ist, weiß ich noch nicht, aber ich bin sehr gespannt."

Wenn der BR-Krimi dann im Fernsehen läuft, sitzt sie ganz sicher davor. "Man muss ja schauen, ob man nicht doch zu sehen ist." Und spätestens dann wird Irene Richter wieder von all ihren Freunden an ihrem Stammtisch über die Dreharbeiten ausgefragt. Und das Warten hat sich dann doch gelohnt. Zum Abschied sagt sie noch: "Wissen Sie, egal wie lange man wartet, eins ist sicher: Drehen macht mir ganz viel Spaß."


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