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Christi Himmelfahrt Himmlischer Jubel, irdischer Rausch

Christi Himmelfahrt: 40 Tage dauert von Aschermittwoch bis Karsamstag die Fastenzeit; 40 Tage auch liegen zwischen Auferstehung und Himmelfahrt.

Stand: 12.05.2015 | Archiv

Reiterprozession an Christi Himmelfahrt | Bild: picture-alliance/dpa

14 Mai

Donnerstag, 14. Mai 2015

Diese Zeit verbrachte der Sohn Gottes nach christlicher Überlieferung mit seinen Jüngern, um mit ihnen über das Reich Gottes zu sprechen. Dann soll Gott Jesus vor den Augen der Jünger in eine Wolke gehüllt und zu sich genommen haben.

Ein Vorgang von Tragweite: Mit der Auferstehung, so der Theologe Manfred Becker-Huberti, habe Christus "den Himmel als Dimension des Einsseins von Gott und Mensch überhaupt erst begründet."

Schichtende für die 40-Tages-Kerze

Schwester Mirjam bei der Arbeit an einer mit Blattgold verzierten Osterkerze

Als von Pfingsten unabhängiger Feiertag etablierte sich Christi Himmelfahrt dennoch erst im vierten Jahrhundert - dafür mit einer Reihe schöner Bräuche: So wurde an Christi Himmelfahrt die mächtige, seit 40 Tagen brennende Osterkerze ausgeblasen. Danach zog man seit dem Mittelalter vielerorts eine Christusfigur in das Gewölbe hinauf. Sobald sie verschwunden war, regnete es aus dem Kirchengewölbe Blumen, Rosinen, Mandeln, Heiligenbilder oder Hostien. Die Wetterexperten der Gemeinde hatten schon zuvor eine Erkenntnis gesammelt: Aus der Richtung, in welche die frei drehende Christusfigur zuletzt geschaut hatte, sollte das nächste Gewitter kommen.

Konkurrenz 1: Bollerwagen statt Himmelfahrt

"Herrentag"

Heute werden die einst viel verbreiteten Himmelfahrtsbräuche nur mehr an wenigen Orten - etwa Anzing und Baumburg in Oberbayern - gepflegt, so dass der erst 1950 kanonisierte, rein katholische Feiertag Mariä Himmelfahrt inzwischen oft mehr Beachtung erfährt. Grund dafür ist nicht zuletzt eine "Konkurrenzveranstaltung", die der Kirche seit dem 19. Jahrhundert zu schaffen macht: der Vatertag.

Volkskundlich betrachtet sind die wandernden, singenden und trinkenden Väter so etwas wie verlorene Söhne, zumindest uneheliche Enkel der Auffahrt: In Erinnerung an das Treffen Jesu mit seinen Jüngern auf einem Berg unternahm im 19. Jahrhundert nämlich vor allem die männliche Jugend Bergwanderungen. Im Zusammenspiel mit älteren Handwerksbräuchen entstand daraus allmählich die Sitte der "Herrenpartien". Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese Profanprozessionen abgewandelt: Der Tag wurde in Anlehnung an den "Muttertag" zum "Männer-" oder "Vatertag", der oft genug mit mehr als einem Umtrunk endet.

Konkurrenz 2: Aufschwung statt Auffahrt

Himmelfahrt an der Börse

Wenig Freude machen den Kirchenmännern auch die Börsianer, die heute beim Trinken auch noch arbeiten: Schon im Jahr 2000 wurden an Deutschlands Handelsplätzen sämtliche christlichen Feiertage außer Weihnachten und Ostern abgeschafft. Erstes Opfer: Christi Himmelfahrt.

Himmelfahrts-Pilger

Hoffnung für die Anhänger der "unverfälschten Himmelfahrt" kommt aus dem Thüringischen: Hier finden am "Klüschen Hagis" im Eichsfeld jährlich rund 20.000 wandernde, radelnde und motorisierte Teilnehmer aus aller Welt zur größten Männerwallfahrt Deutschlands zusammen.


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