BR Heimat

Bayern - Land und Leute Bayerische Charakterköpfe: Josef Bretzel

Josef Bretzel | Bild: Ulrich Klenner

Sonntag, 14.08.2016
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

<strong>"Bayerische Charakterköpfe"
</strong><strong>Das ganz gewöhnliche Schicksal des Josef Bretzel</strong>
Von Ulrich Klenner

Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2
<em>Als Podcast verfügbar</em>

1886, im Todesjahr König Ludwigs II., wurde er geboren, als das zwölfte und letzte Kind eines Schmiedemeisters im Württembergischen. Nur drei seiner Geschwister lernte er kennen - "die anderen sind schon ganz klein in die Ewigkeit eingegangen". Und auch er selbst musste früh sterben, an den Folgen einer Kriegsverletzung, 1928 war das, als er gerade 42 Jahre alt war.

"Ich habe meinen Großvater Josef Bretzel also nicht kennen lernen können, schließlich kam ich erst 27 Jahre nach seinem Tod zur Welt. Und dennoch war er für mich immer präsent. Zum einen wurde er lebendig in den Erzählungen meiner Mutter, zum anderen sprach er zu mir durch die Aufzeichnungen, die er auf dem Sterbelager gemacht hat. Großvater kam aus einfachen Verhältnissen und gehörte zeitlebens zu den sogenannten 'kleinen Leuten'. Aber er hatte stets die Courage, sich an den Werten zu orientieren, die er für gut und richtig erkannt hatte, auch wenn er damit die Konventionen verletzte.

So heiratete er eine Witwe, die deutlich älter war, drei Kinder mit in die Ehe brachte und - was in den Augen seiner Verwandtschaft unverzeihlich war - einer anderen christlichen Konfession angehörte. Er zog nicht gern in den Ersten Weltkrieg, schloss sich 1918 den Arbeiter- und Soldatenräten an, war später überzeugter Sozialdemokrat und machte kein Hehl aus seiner Überzeugung: Wer Hitler wählt, wählt Krieg! Vor allem aber war er ein humorvoller, warmherziger Mensch - trotz der Leiden und Existenznöte, die seine Verwundung mit sich brachte." (Ulrich Klenner)

Die kurze Lebensgeschichte des Josef Bretzel: ein Beitrag zur Sozialgeschichte der kleinen Leute und ein Zeitbild aus der Stadt Memmingen ...