BR Heimat

Bayern - Land und Leute Geschichte der Münchner Gebäranstalt

Mutter stillt ihr Baby | Bild: colourbox.com

Freitag, 15.04.2022
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

"Keine Schwangere soll müßig gehen!"
Die Geschichte der Münchner Gebäranstalt
Von Carola Zinner

Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Zwischen 1835 und 1850 kamen fast die Hälfte aller Kinder im Raum München unehelich zur Welt. Denn hier galt wie in vielen Regionen Bayerns: Heiraten durfte nur, wer genügend Geld für einen Hausstand besaß. Der fehlende Trauschein hatte für werdende Mütter üble Folgen: Fanden sie nicht Schutz und Rückhalt in der Familie, wussten sie oft nicht einmal, wo sie ihr Kind zur Welt bringen sollten.

Eine Anlaufstelle für ledige Schwangere war die "Münchner Frauengebäranstalt". Einige Wochen vor der errechneten Geburt konnten sie dort um Aufnahme bitten und dann betreut von Hebammen und Ärzten dort ihr Kind zur Welt bringen. Mit etwas Glück wurden sie darüber hinaus nach dem Wochenbett als Ammen an wohlhabende Familien vermittelt. Doch die Verhältnisse in der "sozialen" Einrichtung waren alles andere als menschenfreundlich: die hygienischen Zustände waren katastrophal, der allmächtige Verwalter wirtschaftete in die eigene Tasche, und die Frauen hatten zudem als "Lehrmaterial" für den Geburtshilfe-Unterricht angehender Ärzte zur Verfügung zu stehen. Und diese infizierten die jungen Mütter nicht selten mit dem hochgefährlichen Kindbettfieber.

Die Sendung folgt dem Weg der Dienstmagd Anna Wagner, die am 19. Februar 1839 "behufs ihrer bevorstehenden Entbindung" in der Münchner Gebäranstalt in der Sonnenstraße aufgenommen wurde und dort ihr Kind zur Welt brachte. In einer alles andere als "guten alten Zeit!"

BR 2005