BR Heimat

Bayern - Land und Leute Die südbairische Sprachinsel Gottschee

Gottschee | Bild: Carl v. Czoernig

Dienstag, 01.05.2018
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Es war einmal in Unterkrain
Die Geschichte der südbairischen Sprachinsel Gottschee
Von Ulrich Zwack

Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Bis 1941 sprachen die meisten Menschen in und um die slowenische Stadt Koèevje einen altertümlichen südbairischen Dialekt - und Koèevje hieß bei den Einheimischen auch nicht Koèevje, sondern Gottschee. Der Grund: im 13. Jahrhundert hatte ein Kärntner Graf ein 860 km² großes Stück Urwald in Unterkrain als Lehen bekommen und es durch Bauern aus Kärnten, Ost- und Südtirol, Salzburg und Freising roden und besiedeln lassen. Die Sprachinsel, nach ihrem Hauptort Gottschee genannt, umfasste in ihrer Blütezeit 177 Ortschaften und hatte bis zu 25.000 Einwohner. Besonders reich wurden die Kolonisten nie; sie fristeten ihr Dasein meist als Bauern, Holzschnitzer und wandernde Hausierer. In den Türken- wie in den Bauernkriegen wurden sie arg in Mitleidenschaft gezogen.

Von der Karte verschwunden aber ist die Sprachinsel erst durch Hitlers Eingreifen: Als das Gebiet nach dem Jugoslawienfeldzug 1941 an Italien fiel, ließ der "Führer" die Gottscheer "Volksgenossen" aus- und umsiedeln, um dem italienischen "Duce" einen Gefallen zu tun. Manche widersetzten sich allerdings dem Tyrannenwillen und blieben. Einige schlossen sich sogar Titos Partisanen an, um die italienischen und deutschen Besatzer zu bekämpfen. Dennoch wurden sie nach dem Zweiten Weltkrieg von den siegreichen Jugoslawen systematisch drangsaliert und vertrieben. Nur ganz wenige blieben in dem inzwischen fast menschenleer gewordenen Gebiet.

Ulrich Zwack begab sich auf die Suche nach den letzten Gottscheern - von denen manche heute den alten südbairischen Dialekt mühsam auf Sprachschulen erlernen.