Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Monopoly regiert die Welt

Monopoly regiert die Welt. Ein kapitalistischer Spieleklassiker kommt jetzt in die Kinos. Unsere Glossenautorin Katharina Hübel fragt sich, was das wohl für die Kleinkindpädagogik bedeuten mag. Eine Glosse von Katharina Hübel.

Von: Katharina Hübel

Stand: 15.04.2024

Klaas-Ole hängt heulend in der Ecke, weil er auch den Spielzeugbagger will. Das andere Kind juckt das nicht im Geringsten, demonstriert, was der Bagger so alles kann und brüllt: „Meiner!“ Als wäre das Klaas-Ole nicht ohnehin schon klar genug.

Möchten Sie jetzt am liebsten Klaas-Ole trösten? Und dem anderen Kind erklären, dass es schön ist zu teilen? Unterdrücken Sie diesen Impuls, wenn Sie auf diese Welt vorbereiten wollen. Spielen Sie stattdessen Monopoly. Und lernen Sie die entscheidenden Skills: einmal zum Immobilienhai werden und die anderen so richtig abzocken, in die Pleite treiben, und keiner kann was dagegen tun.

Klingt nach ner Menge Spaß! Auf jeden Fall für eine Person. Gewinnen macht nicht immer sympathisch, da müssen Sie sich dran gewöhnen. Lassen Sie diese Namen doch einfach mal auf sich wirken: Mark Zuckerberg, Elon Musk, Donald Trump. Auf den Sympathien dieser Welt ist noch kein Imperium errichtet worden. Bauen Sie doch einfach mal Skrupel ab und fangen Sie klein an: Kaufen Sie ein Mietshaus in München, verscherbeln Sie eine Karstadt-Filiale, landen Sie mal kurzzeitig im Gefängnis wegen Steuerhinterziehung – und Sie werden sehen: so schlimm ist das alles gar nicht. Man wird Sie vielleicht sogar zum Ehrenpräsidenten eines großen Fußballclubs machen – und das Leben geht weiter. Ihr Name wird weiter mit Macht und Prestige in Verbindung gebracht.

Kennen Sie eigentlich noch den Namen der ursprünglichen Monopoly-Erfinderin?

A propos: Kennen Sie eigentlich noch den Namen der ursprünglichen Monopoly-Erfinderin: Lizzie Maggie? Nein? Das sagt schon alles: Sie hatte eine Gemeinwohl-Variante des Spiels im Sinn. Und das war einfach unfassbar langweilig. Kein Spieleverlag wollte das so rausbringen. Erst die kapitalistische Radikalversion hat den Menschen richtig Spaß gemacht. Kein Wunder, es war Wirtschaftskrise in den 1920er Jahren. In der DDR, wo Monopoly verboten war, haben sich Menschen das Spiel heimlich nachgebastelt.

Fies sein, andere in Grund und Boden spekulieren, sich ihren Besitz aneignen, ihnen die Taschen leeren zum eigenen Vorteil, Allmachtsfantasien – das steckt einfach ganz tief in uns drin. Das sucht ein Ventil. Das will irgendwo raus. Es kann nicht gesund sein, das unterdrücken zu wollen. Deswegen soll Monopoly jetzt auch auf die Kinoleinwand. Als emotionales Epos von dem kleinen Jungen aus der Badstraße, der auszog, die Welt zu erobern.

Der Film ist seit über 15 Jahren in Planung, etliche Drehbücher wurden schon von dem US-amerikanischen Spielwarenhersteller Hasbro, der Monopoly vertreibt, abgelehnt. Diesmal soll es Margot Robbie richten. Mit dem Sieg des Kapitalismus kennt sie sich aus – als Leinwandverkörperung von Barbie und Produzentin des weltweit umsatzstärksten Films des vergangenen Jahres. Da stehen die Zeichen gut, dass Claas-Ole bald ins Kino kann und sieht, wie gewinnen wirklich geht.


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