Bayern 2 - radioThema


2

Zwischen Himmel und Erde Mit einem Ballonfahrer unterwegs

Wilhelm Eimers ist der erfolgreichste Gasballonfahrer der Welt. Wolf Gaudlitz hat ihn begleitet, sein Feature erzählt davon, wie es ist, behutsam in den Himmel gehoben zu werden und den im Wind stehenden Ballon zu steuern.

Stand: 06.09.2016

Das Ballonfahren ist ein wundersames Abenteuer zwischen Himmel und Erde. Man ist, man fährt in einem Raum, der viele Fenster, aber keine Tür hat, und was man wahrnimmt, erscheint deutlich dreidimensional, jedoch so malerisch entrückt, als sei es gar nicht diese Welt, durch die man sich bewegt. Ein wenig beengt in diesem Eineinhalb-Quadratmeter-Ballonkorbgeflecht, überfährt man Wälder, Berge, Täler, Ortschaften, Grenzland und Grenzsituationen. Menschen sieht man aus tausend Metern Höhe kaum, man sieht Siedlungen, Flüsse, alte Flugplätze, entdeckt Strukturen. Naturbelassene Wasserläufe mäandern durch die Landschaft, Schnellbahnen und Autobahnen sehen aus der Luft aus wie graue Linien, die kein Ende haben.

Ein traditionsreiches Rennen in der Luft

Trickreich und kunstvoll ist das Ballonfahren - und es lässt sich als Sport betreiben. Der erfolgreichste Gasballonfahrer der Welt ist Wilhelm Eimers, Feuerwehrhauptmann in Pension. Mit annähernd 3.000 Ballonstarts war er bis heute über 9.000 Stunden in der Luft, manchmal tagelang an einem Stück. Sein Weltrekord mit 92 Stunden ist seit 25 Jahren ungebrochen. Mehrmals hat er das legendäre und seit 110 Jahren ausgetragene Gordon Bennett Balloon Race gewonnen. Der Sieger dieses Rennens darf sich traditionell "Weltmeister" nennen und hat das Recht, im jeweils übernächsten Jahr den Austragungsort des Wettbewerbs auszuwählen.

"Bei der vorletzten Weltmeisterschaft sind wir Weltmeister geworden mit einer ziemlich spektakulären Fahrt übers Mittelmeer bis nach Sizilien und dann 600 Meter vor der Südküste Siziliens gelandet, haben damit den Sieg der Weltmeisterschaft nach Hause geholt."

Wilhelm Eimers im Radiofeature von Wolf Gaudlitz

Wilhelm Eimers unterwegs im Gasballon

Wilhelm Eimers gewann 2014 seine vierte Weltmeisterschaft, was abermals zum Anlass der Austragung dieser großartigen und wirklich spannenden Sportveranstaltung auf deutschem Boden wird: Am 16. September heißt es im westfälischen Gladbeck "Take off" für einen herausfordernden Flug. Es siegt dasjenige Team, das die weiteste Strecke vom Ausgangspunkt zurückgelegt hat, in welche Länder die Luftströmungen die Ballone führen, das lässt sich vor dem Start nicht genau vorhersagen. Bei seinem letzten Titelflug vor zwei Jahren hatte Wilhelm Eimers zusammen mit seinem Begleiter Matthias Zenge mehr als 61 Stunden in der Luft verbracht und mehr als 1.400 Kilometer überflogen, bevor ihr Ballon landete. Die beiden treten auch in diesem Jahr wieder gemeinsam an - es ist gut, als eingespieltes Team an den Start zu gehen. Wilhelm Eimers selbst ist zum 26. Mal dabei.

"Der Gasballon ist ein Luftfahrzeug leichter als Luft, ohne jeglichen Antrieb. Sein Auftrieb resultiert alleine durch den Gewichtsunterschied der Umgebungsluft zum Traggas. Die maximale Größe beträgt 1050 m³. Jeder Ballon muss die Flagge der Nation des Piloten tragen. Als Ballast darf nur feiner Sand oder Wasser verwendet werden."

Aus dem Reglement des Gordon Bennett Balloon Race

Auf engem Raum durch die Weite

Wie sehr man im Korb eines Ballons aufeinander angewiesen ist, das erfuhr auch Wolf Gaudlitz 2009 auf seiner Fahrt mit Wilhelm Eimers. Hochkonzentriert muss man sein, um nicht zum Spielball der Elemente zu werden, auch so intime Dinge dicht nebeneinander erledigen wie das Urinieren - das unter Zuhilfenahme möglichst umweltfreundlicher Frühstücksbeutel vonstattengeht, die dann über Bord geworfen werden - , sich mit Ruhephasen abwechseln. Und dann gibt es Zeiten, in denen man ruhig am Himmel schwebt und auch die Gedanken auf Wanderschaft gehen, "große" Probleme plötzlich kleiner werden, das eigene Leben womöglich einen anderen Wert bekommt. Etwas von dieser besonderen Erfahrung des Ballonfahrens vermittelt, atmosphärisch und radiophon, das Feature "Zwischen Himmel und Erde" von Wolf Gaudlitz auf Bayern 2.

radioThema

Zwischen Himmel und Erde. Unterwegs mit dem erfolgreichsten Ballonfahrer der Welt
Von Wolf Gaudlitz

Redaktion: Dieter Heß

Donnerstag, den 8. September 2016, 20:03 Uhr auf Bayern 2


2