Bayern 2 - Hörspiel


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Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 – 1945. Eine dokumentarische Höredition Teil 8: Sowjetunion mit annektierten Gebieten II

Stand: 06.06.2019 | Archiv

Michael Rotschopf | Bild: BR/Conny Fischer

Hier können Sie "Die Quellen sprechen" herunterladen oder im Stream hören:

"Stumpfsinn regiert die Stunde. Hunger tut weh. Hab’ genug Erfahrung in dieser Beziehung. Aber wenn das Tier „Mensch“ geistig zu den Hunden flieht, dann ist ein Zustand erreicht, der unerträglich wird und den die stärksten Nerven kaum auszuhalten vermögen."

Rudolf Gelbard

Kurz vor dem Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 - dem Unternehmen Barbarossa - hatte Hitler der deutschen Militärführung gegenüber erklärt, dass „der Kampf um unser Dasein“ gegen die Sowjetunion endlich „einmal durchgekämpft werden“ müsse. Am Tag des Überfalls erklärte Hitler, nun sei die Stunde gekommen, dem Komplott „der jüdisch-angelsächsischen Kriegsanstifter und der ebenso jüdischen Machthaber der bolschewistischen Moskauer Zentrale entgegenzutreten“. Hinter der Front, in einem langgezogenen Gebietsstreifen, der sich vom Baltikum über das östliche Weißrussland, die Zentralukraine bis nach Odessa am Schwarzen Meer erstreckte, begannen die SS- und Polizeieinheiten nun, unterschiedslos und systematisch alle Juden zu ermorden. Der Schwerpunkt des Teils 8 liegt auf jenen Regionen Weißrusslands und der Ukraine, die die Wehrmacht bereits in den ersten Kriegswochen besetzt hatte und die schrittweise von der deutschen Zivilverwaltung übernommen wurden, sobald die Front weit genug vorgerückt war. Hier entstanden im September 1941 das Generalkommissariat Weißruthenien (als Teil des Reichskommissariats Ostland, zu dem auch die baltischen Republiken gehörten) und das Reichskommissariat Ukraine.

Teil 8 dokumentiert, wie deutsche Besatzungsbeamte, Polizisten und SS-Männer in diesen beiden Territorien die antijüdischen Maßnahmen fortführten und radikalisierten, indem sie die dort lebenden Juden entrechteten, in Gettos trieben und schließlich ermordeten. Neben den Taten der Angehörigen der deutschen Zivilverwaltung, Polizei, SS und Wehrmacht zeigt dieser Teil, wie die Einheimischen darauf reagierten - von der Mitwirkung bei Mordaktionen bis zu Hilfsleistungen für die Verfolgten. Nicht zuletzt schildern die ausgewählten Dokumente die Verbrechen aus Sicht der Juden selbst und thematisieren deren Versuche, ihr Leben zu retten oder Widerstand zu leisten. Als die sowjetischen Truppen vom Sommer 1943 an die Invasoren nach Westen zurückdrängten, hatten die Deutschen dort bereits fast alle Juden umgebracht, derer sie habhaft werden konnten. Mindestens 2,5 Millionen Juden wurden innerhalb der damaligen sowjetischen Grenzen ermordet.

Die Quellen sprechen. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 – 1945. Eine dokumentarische Höredition

Teil 8: Sowjetunion mit annektierten Gebieten II

Mit Wiebke Puls und Michael Rotschopf und den Zeitzeugen Rudolf Gelbard, Felix Lipski, Ruth Winkelmann, Sara Bialas, Lucia Heilman, Olaf Strassmann, Leon Henry Schwarzbaum und Ivan Ivanji

Bearbeitung: Bert Hoppe
Mitarbeit: Imke Hansen, Martin Holler
Manuskript und Regie: Ulrich Lampen

BR Hörspiel und Medienkunst in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte/Edition ‚Judenverfolgung 1933–1945‘, 2019


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