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Ratschen am Grab Bayerns erstes Friedhofscafé in Fürth

In Fürth gibt es das erste Friedhofscafé in Bayern. Es soll einsamen und trauernden Menschen die Möglichkeit geben, mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen. Das Projekt ist jetzt schon ein Erfolg.

Von: Petra Nacke

Stand: 17.10.2019 | Archiv

Friedhofscafé in Fürth | Bild: BR

Noch ist es still am Rondell auf dem Fürther Friedhof. Das benachbarte Denkmal zur Vielfalt der Kulturen wirft bunte Reflexe ins Gras und ein zutrauliches Eichhörnchen knabbert an einer Nuss. In einer knappen Stunde soll es hier Kaffee und Kuchen geben, im ersten bayerischen Friedhofscafé, serviert an einem umgebauten Fahrrad mit Tresen und Sonnenschirm. Stattdessen nähert sich ein Auto auf dem breiten Sandweg.

"Das Fahrrad hole ich jetzt gleich. Das Fahrrad steht hier auf dem Friedhof und dann wird es aufgebaut und um 15 Uhr geht es dann los."

Leander Wirth, Projektleiter des Friedhofscafés in Fürth

Leander Wirth (rechts) ist der Projektleiter des Friedhofcafés in Fürth

Leander Wirth vom Freiwilligenzentrum Fürth ist der Projektleiter des Friedhofscafés, das es hier seit Juni dieses Jahres gibt. Ohne ehrenamtliche Helfern würde es aber nicht funktionieren. Und die sind pünktlich zur Stelle und offensichtlich ein gut eingespieltes Team.

Vier Monate Friedhofscafé – und schon eine feste Institution

Während das Team noch mit den Vorbereitungen beschäftigt ist, kommen schon die ersten Gäste. Das mobile Café hat sich in den vier Monaten seines Bestehens offensichtlich zu einer festen Institution auf dem Friedhof entwickelt.

"Ich bereite 60 Tassen Kaffee vor zuhause und die gehen eigentlich auch immer weg. Also manche greifen natürlich auch zweimal zu. Aber so vierzig, fünfzig Leute kommen schon, auf jeden Fall. Viele sitzen hier und sind dann die ganze Zeit da, andere kommen nur, holen sich ihren Kaffee und Kuchen, setzen sich irgendwo hin, bringen es zurück, sind nur kurz da. Also es ist schon einiges los."

Leander Wirth, Projektleiter des Friedhofscafés in Fürth

Gudrun und Rita sind heute zum ersten Mal da.

"Ich habe zuerst gedacht: So ein Quatsch, wie kann man nur! Und dann habe ich gedacht: Wie kannst du das sagen, wenn du es noch gar nicht gesehen hast! Und ich muss sagen: Ich bin angenehm überrascht. Das ist eine tolle Sache. Das ist für uns Friedhofsbesucher angenehm, wenn man da ein kleines Kränzchen hat mit mehreren Leuten – viele kennen sich ja von Fürth, dann ist das schön."

Gudrun und Rita, Besucher des Friedhofcafés in Fürth

Friedhofscafé trägt sich bereits allein

Mehr als ein Jahr Planung hat das kleine Projekt gebraucht, bis es umgesetzt werden konnte. Für die Grundfinanzierung, die Anschaffung des ausgebauten Lastenfahrrads, mussten Sponsoren, für den regelmäßigen Betrieb Helfer gefunden werden. Jetzt trägt es sich allein.

"Da steht immer ein Spendenschwein, dadurch wird meistens auch etwas gespendet, wodurch ich die Kosten für Kaffee und Kuchen decken kann. Es gibt eine Pauschale für die Kuchenbäcker, die bekommen acht Euro für den Kuchen, den sie ehrenamtlich backen. Das einzige, wofür Geld benötigt wird, sind meine Stunden, das sind fünf Stunden in der Woche. Man kann es noch ein bisschen erweitern, vielleicht Bänke kaufen, vielleicht ein Banner spannen, also ein Sonnensegel, sowas könnte man noch tun. Aber ansonsten ist es wirklich sehr niedrigschwellig, man braucht wirklich nicht viel dafür."

Leander Wirth, Projektleiter des Friedhofscafés in Fürth

Ein erfolgreiches Experiment

Es sind oft die kleinen Dinge, die viel bewirken. Der Erfolg des Experiments Fürther Friedhofscafé spricht jedenfalls für sich. Und so wünscht sich Leander Wirth für das nächste Jahr eigentlich nur ein paar mehr Sitzgelegenheiten für seine Gäste.

"Und dass es so weitergeht und dass das Team weiter so viel Freude daran hat und so begeistert mithilft –dann ist eigentlich alles gut."

Leander Wirth, Projektleiter des Friedhofscafés in Fürth


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