Bayern 2

     

radioTexte am Donnerstag Alfred Andersch: Der Vater eines Mörders

Alfred Andersch | Bild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Donnerstag, 06.02.2014
21:05 bis 22:00 Uhr

BAYERN 2

Zum 100. Geburtstag des Schriftstellers Alfred Andersch
Autobiographische Erzählung um eine Griechischprüfung bei Schuldirektor Himmler. Gelesen von Jörg Hube

"Wie will einer denn Schriftsteller werden, wenn er sich nicht für Grammatik interessiert?" Ein Satz, der in jener schicksalhaften Schulstunde fällt, als der Schüler Franz vom sadistischen Schuldirektor in die Mangel genommen wird. Seine Griechischkenntnisse werden verworfen, seine Zukunft als Schriftsteller ebenfalls. Seine Zukunft am Wittelsbacher Gymnasium in München endet in dieser Stunde. Das Leben seines Alter Egos und Autors dieser Erzählung, Alfred Andersch, widerlegt alles, was in dieser Prüfung Gültigkeit zu haben schien. Andersch flog von der Schule, machte eine Buchhändlerlehre und wurde nach dem Krieg zu einer prägenden Stimme und einem wichtigen Förderer der westdeutschen Nachkriegsliteratur. Aber diese letzte Erzählung von Alfred Andersch ist mehr als triumphierende Pennälerprosa, sie kondensiert den Moment auch zu einem Blick auf die sich radikalisierende Vorkriegsgesellschaft. Der Direktor, der sich einen Schüler nach dem anderen vornimmt, ist der alte Himmler, der Vater des "jungen" Himmler, der Vater eines Mörders. Zum 100. Geburtstag von Alfred Andersch, der am 4. Februar 1914 in München geboren wurde, ist dieser Text in den radioTexten am Donnerstag, der klassischen Lesung, zu hören.Gelesen von Jörg Hube. Moderation: Judith Heitkamp. 6. Februar 2014, 21.05 Uhr.