Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Münchner Panoramen um 1900

Panoramabild von München | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 14.07.2013
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

In den Palästen der Illusion
Münchner Panoramen um 1900
Von Ulrich Zwack
Als Podcast verfügbar

Wer heute seine visuelle Sensationsgier befriedigen will, hat es denkbar einfach: Er schaltet den Fernseher an oder den Computer oder geht ins Kino oder besucht eine unfallträchtige Motorsport-Veranstaltung. Frühere Zeiten kannten andere Spektakel. Zu den inzwischen völlig aus der Mode gekommenen zählte unter anderen das sogenannte "Panorama". Dabei handelte es sich um ein riesiges Rundgemälde, das in einem eigens dafür errichteten Rotundengebäude ausgestellt wurde und den auf einer Plattform im Zentrum des Ausstellungsraums stehenden Betrachtern die Illusion vermittelte, sich inmitten eines realen 360-Grad-Szenarios zu befinden. Die ersten Panoramen kamen Ende des 18. Jahrhunderts auf. Sie zeigten meist Stadtansichten oder biblische Szenen.
In Deutschland begann die eigentliche Blütezeit der Panoramen aber erst nach dem Deutsch-Französischen-Krieg von 1870/71. Denn die Rundgemälde hatten inzwischen eine Normgröße von 15 auf 120 Meter erreicht und boten mithin reichlich Platz für eine heroische Inszenierung berühmter Schlachten aus dem reichsstiftenden Waffengang wider den Erbfeind. Neben Berlin wurde München zu dem Zentrum der deutschen Panoramen Produktion. Es besaß zeitweise nicht nur drei Panoramen-Ausstellungsgebäude, sondern auch mehrere Panoramen-Ateliers, von denen aus Rundgemälde zu Wasser und zu Lande in alle vier Himmelsrichtungen versandt wurden. Und in Milwaukee, Wisconsin versorgte "Little Munich", eine regelrechte Kolonie Münchner Panorama-Maler, ganz Nordamerika mit Szenerien aus dem Sezessionskrieg.
Ulrich Zwack schildert die Münchner Geschichte eines beliebten Massenspektakels, aus einer Zeit, in der die Bilder noch nicht laufen gelernt hatten.