Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Die Augsburger Krawalle 1899

Nächtliche Krawalle | Bild: picture-alliance/dpa

Mittwoch, 01.05.2013
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Die Augsburger Krawalle
Wie ein Maurerstreik 1899 zur Machtprobe wurde
Von Thomas Grasberger
Als Podcast verfügbar

Eigentlich ist Augsburg im späten 19. Jahrhundert ein friedlicher Ort. Gestreikt wird dort selten. Aber im Juli 1899 ist alles anders – da läuft plötzlich einiges aus dem Ruder. Was wenige Wochen zuvor als einfacher Tarifstreit zwischen Augsburger Maurern und Arbeitgebern begonnen hat, eskaliert und führt schließlich zu Streiks und Krawallen.
Mehrere Tage hintereinander versammeln sich Tausende von Menschen vor den Werkstoren der Fabriken und in den Straßen der Stadt. Die Stimmung ist aufgeheizt, Steine fliegen. Die Polizei wird der Situation nicht mehr Herr, und plötzlich wird das Militär eingesetzt: gegen die eigene Bevölkerung, gegen Streikende und Schaulustige, gegen Frauen und Kinder. Es gibt Verletzte, und viele tatsächliche oder vermeintliche Demonstranten werden verhaftet.
Am Ende stehen zwei Gerichtsverfahren, die wenig zu tun haben mit rechtsstaatlichen Grundsätzen. Denn es sind politische Prozesse, die da geführt werden sollen. 1899 wird nämlich viel diskutiert über die so genannte „Zuchthausvorlage“, mit der Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich das Streikrecht und somit die deutsche Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung gesetzlich aushebeln will. Der Staat stellt sich auf die Seite der Arbeitgeber. Doch diese rüde Form der Sozialpolitik stößt in ganz Deutschland auf Widerstand.
Thomas Grasberger schildert eine Machtprobe, die in Augsburg mit blutigen Köpfen und Gefängnisstrafen endete.