Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Die Würzburger Lügensteine

Die Würzburger Lügensteine | Bild: MWAK

Sonntag, 01.04.2012
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Die Würzburger Lügensteine
Oder: Der Fall Dr. Beringer
Von Henrike Leonhardt
Als Podcast verfügbar

Wird jemandem Ungewöhnliches zugetraut, sind seine Fälschungen kaum zu erkennen und zu kontrollieren. Neu ist das nicht. Einen berühmten Skandal gab es im frühen 18. Jahrhundert in Würzburg um den Medizinprofessor Johannes Bartholomäus Adam Beringer, einen begeisterten und - leider - auch allzu ehrgeizigen Hobby-Paläontologen. Der veröffentlichte 1726 ein dem Fürstbischof gewidmetes wunderschönes kostbares Werk auf Latein mit Kupferstichen und Beschreibungen der ungewöhnlichen "Figurensteine", die er in großer Zahl selbst entdeckt oder aus einem nahen Steinbruch erworben hatte - angebliche Fossilien aus Muschelkalk, erstaunlich gut erhalten: Vögel mit ihren Eiern, kopulierende Frösche, Kometen mit Schweif, Platten mit hebräischen Schriftzeichen - damals als Model der Schöpfung verstanden. Bald aber erwiesen sich die Fossilien als "handgemacht".
Studentenulk? Oder hatte jemand ein Interesse, den Professor Beringer, Leibarzt des Fürstbischofs und Leiter des Julius-Spitals, sozial zu vernichten? Eine Eifersuchtsstory? Kollegenintrige? War der betrogene Beringer gar selbst der Betrüger? Fragen, denen Henrike Leonhardt nachgeht. - Die "Würzburger Lügensteine" sind heute kostbare Schmuckstücke paläontologischer Sammlungen. Dass auch gefälschte Lügensteine auftauchten, verwundert nicht. Doch sei man seit Beringer, so heißt es, mit wissenschaftlichen Forschungsberichten kritischer umgegangen.