BR Franken Bayern 2-Radio Revue: Über-Lebenskomik Der Jüdische Witz

Über-Lebenskomik
Der Jüdische Witz
Eine Spurensuche von Barbara Bogen

Wiederholung von 11.05 Uhr

Der jüdische Witz ist legendär. Er zeichnet sich vor allem durch seine Geistesgegenwart, Schlagfertigkeit und Lebensklugheit aus und verblüfft zudem durch betörende Selbstironie. Mit scheinbar großer Leichtigkeit kommt er daher und besitzt doch immer Tiefe und Nachdenklichkeit, ist klar, linear, für jeden und jede verständlich und doch voller Philosophie und Weisheit.
Über Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende, half die Kraft dieses schillernden Humors der jüdischen Bevölkerung, ihr Leid und ihr Schicksal besser zu bewältigen. In der jüdischen Religion wird viel gelacht, auch mit den allerhöchsten Würdenträgern. Gelegentlich erzählen sogar Rabbiner Witze in den Synagogen.
Frage: Warum müsst Ihr Juden eigentlich immer jede Frage mit einer Gegenfrage beantworten?
Antwort: Warum eigentlich nicht?
Nach 1945 und den Erfahrungen der Shoah veränderte sich auch der Charakter des jüdischen Humors. Jeder echte Humor sei schwarz, behauptete der in Ungarn geborene jüdische Schriftsteller, Drehbuchautor und Theaterregisseur George Tabori etwa und fügte in schockhafter, auch selbstverletzender Radikalität hinzu, dass der kürzeste Witz "Auschwitz" sei. Tabori selbst hatte Angehörige in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten verloren.
Was macht das Wesen des jüdischen Witzes aus? Was ist jüdisch am jüdischen Humor? Und wer kann oder "darf" einen jüdischen Witz überhaupt erzählen?
Das Feature beleuchtet an drei Orten - Fürth, Wien und Berlin - den Charakter des jüdischen Witzes und wirft auch einen Blick nach Israel. Angereichert mit zahlreichen Beispielen untersucht die Sendung unverfängliche Aspekte wie auch die scharfe, unerbittliche Seite des jüdischen Humors und seiner Abgründe.