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Gefühlswelt Eifersucht ist alles außer Liebe

Sie ist unheimlich und bleibt oft heimlich - die Eifersucht. Als gefährliche Gefühlsmixtur kann sie tragische Folgen haben. Doch, hat jeder mit Eifersucht zu kämpfen? Und wenn ja: Was hat das mit Liebe zu tun?

Stand: 22.11.2018 | Archiv

Schneewittchen: die böse, eifersüchtige Königin | Bild: picture-alliance/dpa

Niemand gilt gern als eifersüchtig, denn Eifersucht zählt zu den negativ besetzten Gefühlen. Keiner will eifersüchtig sein, doch alle waren es schon einmal. Dabei wird Eifersucht häufig mit Liebe in Verbindung gebracht und es gilt die Vorstellung, dass Männer und Frauen unterschiedlich ticken: Während Männer Angst haben vor der sexuellen Untreue ihrer Partnerin, sind Frauen emotional eifersüchtig. Sie fürchten sich davor, dass Männer sich neu verlieben könnten.

Evolutionspsychologische Erklärung

Diese These beruht auf der Evolutionspsychologie und wird unter anderem von David M. Buss, Professor für Psychologie an der Universität von Texas, vertreten. Seiner Meinung nach war für unsere männlichen Vorfahren die schlimmste Form der Untreue einer Partnerin, die sexuelle Untreue, denn diese untergräbt das Vertrauen des Mannes, der leibliche Vater ihrer Kinder zu sein. Daraus folgt: Männer wollen vor allem sicherstellen, dass sie ihren eigenen Samen in die Welt setzen und aufziehen. Deshalb wird das Sexualleben der Frau kontrolliert. Frauen dagegen brauchen für sich und ihre Kinder einen Vater, der gefühlsmäßig bei der Sache bleibt. Er soll schließlich Futter heranschaffen, jagen und beschützen und das möglichst nicht nur neun Monate lang.

Männliche und weibliche Eifersucht

Der Psychologe Achim Schützwohl von der Universität Bielefeld hat Männer und Frauen aufgefordert, sich vorzustellen, ihr Partner oder ihre Partnerin gehe fremd. Die Versuchspersonen sollten fünf Fragen aufschreiben, die sie unter diesen Umständen stellen würden. Deutlich mehr Männer fragten nach sexueller Untreue. "Hast du oder hast du nicht?" Deutlich mehr Frauen erkundigten sich: "Liebst du sie?" Oder: "Liebst du mich nicht mehr?" Das hatte der Forscher erwartet. Auffallend  aber war, dass bei den Männern die Frage "Liebst du mich nicht mehr?" praktisch überhaupt nicht vorkam.

Tödliche Eifersucht

Eifersucht ist eines der stärksten Mordmotive überhaupt. Dass allerdings Mord aus Eifersucht dem Erhalt der Art dient, bezweifeln einige Wissenschaftler. Deshalb werden die Thesen der Evolutionspsychologen durchaus hinterfragt. Zudem ist in der heutigen therapeutischen Praxis die klassische Unterscheidung der Eifersucht zwischen Frau = emotional und Mann = sexuell oft nicht so eindeutig festzustellen.

Kluge Sätze über Eifersucht und Liebe

Bibel, 1. Korinther 13 4-7

"Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig, sie neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit; sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles."

Franz Grillparzer

"Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft."

Shakespeare, Othello

"Bewahrt Euch, Herr, vor Eifersucht, dem grüngeäugten Scheusal, das besudelt die Speise, die es nährt."

Rolf Merkle, Psychotherapeut

"Eifersucht zeugt nicht von Liebe, sondern von Angst vor dem Verlust der Liebe."

Friedrich Nietzsche

"In der Flamme der Eifersucht wendet man gleich dem Skorpione den vergifteten Stachel gegen sich selber - doch ohne den Erfolg des Skorpions."

Max Frisch

"Eifersucht ist Angst vor dem Vergleich."

Miguel de Cervantes

"Die Eifersucht lässt dem Verstand niemals genügend Freiheit, um die Dinge zu sehen wie sie sind."

Adolph Knigge

"Menschen sind zuweilen ebenso eifersüchtig in der Freundschaft wie in der Liebe. Das zeugt mehr von einer neidischen als von einer zärtlichen Gemütsart."

Gefährlicher Gefühlscocktail

Filmszene "Hautnah" (2004) mit Julia Roberts, Natalie Portman, Jude Law und Clive Owen

Einig sind sich die Forscher dagegen darin, dass es sich bei Eifersucht tiefenpsychologisch um ein allgemein menschliches Gefühl handelt, eine Grundkonstante des menschlichen Gefühls. Doch es ist eben nicht nur ein Gefühl, sondern ein ganzer Cocktail aus negativen Emotionen: Verlustängste, Panik, Wut, Trauer, Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle. Gerade, wenn jemand sehr eifersüchtig ist, begleitet ihn diese explosive Mischung jeden Tag und bestimmt sein Handeln: Er verdächtigt, überwacht und kontrolliert seinen Partner - zum Teil so sehr, dass für den Partner das Leben zur Hölle wird und die Beziehung in die Brüche geht.

Liebe und Eifersucht

In solch einem Stadium wird die Eifersucht dann oft als "dunkle Seite der Liebe" bezeichnet. Dabei entspricht sie genau dem Gegenteil, so der in Mannheim tätige Psychotherapeut Rolf Merkle:

"Meine Erfahrung ist einfach, dass Eifersucht kein Zeichen von Liebe ist, sondern eher ein Zeichen von Angst vor Liebesentzug. Je größer nämlich die Eifersucht ist, desto größer ist die Angst, den Partner zu verlieren. Für mich gehören beide, Eifersucht und Liebe, nicht miteinander zusammen, denn Liebe ist ein positives Gefühl, während Eifersucht ein Mix negativer Gefühle ist."

Psychotherapeut Rolf Merkle

Psychoanalytische Erklärung

Unter Geschwistern durchaus üblich: Eifersucht.

Der Vater der Psychoanalyse, Sigmund Freud, klassifizierte Eifersucht als ein normales Gefühl wie Trauer, das alle Menschen von klein auf in sich tragen. Nach Freud sind wir eifersüchtig, wenn uns jemand etwas wegnimmt oder wegnehmen könnte, was wir lieben. Zudem unterscheidet er noch die projizierte Eifersucht, die überhaupt keinen realen Anlass hat. So schreibt er in "Über einige neurotische Mechanismen bei Eifersucht, Paranoia und Homosexualität":

"Die projizierte Eifersucht geht aus der eigenen, im Leben betätigten Untreue oder aus Antrieben zur Untreue hervor, die der Verdrängung verfallen sind."

Sigmund Freud

"Othello-Syndrom"

Szene aus "Othello" (1995) mit Laurence Fishburne und Kenneth Branagh

Richtig gefährlich kann es werden, wenn ein Mensch an wahnhafter Eifersucht leidet. Der Extremfall ist die misstrauische Eifersucht, auch "Othello-Syndrom" genannt, denn Shakespeares Othello brachte seine Frau Desdemona aus Eifersucht grundlos um. Die Symptome: Ständig wird der Partner oder die Partnerin zu Unrecht verdächtigt. Es werden Seitensprünge und Lügen vermutet, wo gar keine sind. Es wird die Kleidung und die Bettwäsche nach Spuren eines Seitensprungs untersucht,Termine nach Treffen mit den neuen Partnern.

Echt oder eingebildet?

Doch wann eine normale Eifersucht in eine krankhafte übergeht, ist oft ein schleichender Prozess. Sobald sich jedoch einer der Partner durch die Eifersucht zu stark eingeschränkt fühlt, sollte man therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Denn ein großes Problem der Eifersucht ist, dass sie sich immer gleich anfühlt - egal ob sie einen realen Grund hat oder nicht. Und um das herauszufinden, kann professionelle Hilfe durchaus nützlich sein.