Bayern - Land und Leute Kaltstart ins Dritte Reich

Kaltstart ins Dritte Reich
Wie eine 14-Jährige den Umzug von Japan nach Würzburg erlebt
Von Ulrich Trebbin
Als Podcast verfügbar

Die Würzburgerin Ortrun Scheumann hat während des Zweiten Weltkrieges Aufsehen erregende Tagebücher geschrieben. In schonungsloser Offenheit schildert die Jugendliche darin den Alltag unterm Hakenkreuz und kritisiert das Regime der Nazis. Möglich war ihr diese geistige Freiheit, weil sie ihre Kindheit in Japan und auf Reisen um den Globus verbracht hatte: Ihr Vater unterrichtete damals an japanischen Universitäten. 1939 wird er aber ins nationalsozialistische Deutschland zurückberufen, und die Familie zieht nach Würzburg.

Für das weltoffene Mädchen Ortrun bedeutet das einen tiefen Schock. Außerhalb der Familie kann sie mit niemandem über ihre Gedanken sprechen. So wird ihr das Tagebuch bis 1945 zum ständigen Begleiter. Als sie sich jedoch in einen italienischen Kriegsgefangenen verliebt, gerät sie ins Visier der Gestapo und muss die Tagebücher verstecken. Das Würzburger Stadtarchiv hat die Aufzeichnungen jetzt in stark gekürzter Fassung herausgegeben.

Ulrich Trebbin hat die geistig hellwache und immer noch berufstätige 90-Jährige interviewt und mit ihr in den Originalen geblättert. Dabei ist diese Sendung entstanden: "Kaltstart ins Dritte Reich. Wie eine 14-jährige den Umzug von Japan nach Würzburg erlebt."