Bayern 2

     

Bayern 2 - am Tag der Deutschen Einheit Das Leben der ganz anderen

Vietnamesische Gastarbeiter in einer Wohnung in Berlin 1990 | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 03.10.2015
18:05 bis 19:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Das Leben der ganz anderen
Die ehemaligen Vertragsarbeiter der DDR zwischen Nostalgie und Rassismus
Von Susanne Betz

Über hunderttausend Vertragsarbeiter - Vietnamesen, Mosambikaner, Angolaner und Kubaner - lebten in der DDR. Weitgehend in Heimen kaserniert sollten sie keinen Kontakt zu Einheimischen haben. Liebesbeziehungen waren verboten. Schwangere Frauen hatten nur die Wahl zwischen Abtreibung oder Abschiebung. So säte der SED-Staat Misstrauen gegenüber den Fremden. Es gab viele rassistische Übergriffe, die aber von den DDR-Behörden todgeschwiegen wurden. Der Fall der Mauer stürzte die Vertragsarbeiter zunächst in große Unsicherheit: Sie wurden meistens arbeitslos, mussten die Heime verlassen, der Hass gegen sie eskalierte. Trotzdem sind viele von ihnen im wiedervereinigten Deutschland geblieben, bekamen 1996 schließlich ein Bleiberecht. Besonders die Vietnamesen bauten sich erfolgreiche Existenzen auf. In Mosambik wiederum trauern viele der sogenannten Madgermans heute der DDR hinterher, kämpfen aber auch nach 25 Jahren noch immer um einen Teil ihrer Löhne. Die Sendung erzählt ein Kapitel wenig bekannter Gesellschaftsgeschichte. Es wird aber auch der Bogen zur aktuellen Fremdenfeindlichkeit geschlagen, deren Wurzeln auch im DDR-Rassismus zu finden sind.