Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Der Pasinger Knödelkrieg

Werbegrafiker Helmut Winter | Bild: Pasinger Archiv e. V.

Sonntag, 14.10.2012
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Der Pasinger Knödelkrieg
Anatomie eines schrägen Konflikts
Von Thomas Kernert
Als Podcast verfügbar

Ein Missverständnis, eine simple Gaudi, die Erfindung der asymmetrischen Kriegsführung mit symmetrischen Nahrungsmitteln? - Der Pasinger Knödelkrieg gehört in jedem Fall zu den Sternstunden des bayerischen Militarismus. Helmut Winter, ein in Pasing wohnhafter Werbegrafiker, hatte irgendwann genug von den über das westliche München hinwegdonnernden und Schallmauern zum Einsturz bringenden Starfightern, weshalb er in der Münchner AZ vom 3. Februar 1967 folgende Annonce aufgab: "Flugabwehrgeschütz mit ausreichender Munition gesucht zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung im westlichen Luftraum Münchens, Zuschriften unter 1/3469 Z."
Helmut Winter war ganz offensichtlich ein typischer Münchner: schräg und grantig, aber harmlos. Zufälligerweise jedoch las ein Hamburger SPIEGEL-Redakteur das Inserat und druckte es in der Rubrik "Hohlspiegel" ab. Aus der launigen Annonce wurde plötzlich eine Sensation, die um die Welt ging. Schon am nächsten Tag meldete sich ein Reporter der BBC, am Sonntag darauf rückte die amerikanische Presse mit einem Filmteam an. Alle wollten den Pasinger sehen, der gegen die deutsche Luftwaffe antritt. Für Helmut Winter eine peinliche Situation, denn auf sein Inserat hatte sich kein Waffenhändler, kein Viktor Bout, kein Karlheinz Schreiber gemeldet. Was sollte er nun tun? Da kam ihm die Idee: Knödel!!! Und siehe da ...
Thomas Kernert schwadroniert über den Niedergang der satirischen Protestkultur.