Evangelische Perspektiven Wie Opfer und Täter der Jugoslawienkriege sich einander annähern

Um Mitternacht ist der Krieg wieder da
Wie Opfer und Täter der Jugoslawienkriege sich einander annähern
Von Irene Dänzer-Vanotti

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Marjan war in den 1990er Jahren Grundschullehrer. Er liebte die Menschen. Dann wurde der Kroate aus Bosnien gefangen genommen und monatelang in einem Getreidesilo gefoltert. Alle Volksgruppen in dem Land, das ehemals Jugoslawien hieß - Kroaten, Serben und Bosniaken - quälten Menschen der jeweils anderen Gruppe in Zellen solcher Betonbauten. Marjan holt die Erinnerung seither jede Nacht ein. Dieses Jahr ist er zum ersten Mal an den Ort der Folter zurückgekehrt. Mit einer Gruppe von Opfern und Tätern aller drei Völker. Unterstützt vom Zivilen Friedensdienst aus Deutschland hören sie einander zu und bitten im Namen der Täter um Vergebung. Ihr gemeinsames Ziel ist Frieden in Bosnien-Herzegowina. Von der Politik dort werden sie allerdings weitgehend ignoriert. Sie machen trotzdem weiter.