Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Der Wünschelrutengänger Gustav von Pohl

Wünschelrutengänger | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 30.06.2013
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

Experiment mit Wasseradern und Erdstrahlen
Der Wünschelrutengänger Gustav von Pohl
Von Claudia Decker
Als Podcast verfügbar

Wer heute durch Vilsbiburg geht und die Bewohner nach Gustav von Pohl fragt, wird feststellen: Der Freiherr ist eine Institution in der niederbayerischen Stadt. Der Naturforscher und Wünschelrutengänger hatte Vilsbiburg 1928 für ein Experiment ausgewählt und bekam höchstoffiziell vom Gemeinderat die Erlaubnis, den Ort auf Wasseradern zu untersuchen. Die kühne These des Freiherrn: Alle Menschen, die hier in den letzten zehn Jahren an Krebs starben, lebten in Häusern auf unterirdischen Wasseradern.
Unter großer Aufmerksamkeit seitens der lokalen Presse durfte von Pohl 1929 sein Experiment durchführen, in Begleitung des Bürgermeisters, eines Polizeikommissars, eines Polizeiwachtmeisters und einiger Gemeinderäte. Ein Arzt hatte gleichzeitig den Auftrag bekommen, sämtliche Krebsfälle der vergangenen zehn Jahre zu dokumentieren. Das amtliche Protokoll – es liegt heute im Stadtarchiv von Vilsbiburg – stellte fest, "dass Freiherr von Pohl der Nachweis, dass Todesfälle an Krebs ausnahmslos in Häusern, beziehungsweise Zimmern, beziehungsweise Betten erfolgen, die über besonders starken unterirdischen Wasserläufen stehen, im vollsten Maße gelungen ist".
Gegen von Pohls Strahlensuche und seine Lehre von der Schädlichkeit der Erdstrahlen erhob sich ein Sturm der Entrüstung vor allem von Seiten der Ärzteschaft. Aber Wünschelrutengänger und Brunnensucher sind auch heute noch gefragt und verblüffen immer wieder mit ihren Fähigkeiten. In Vilsbiburg ist das spektakuläre Experiment des Freiherrn unvergessen. - Claudia Decker hat nach Spuren des Experiments gesucht und festgestellt, dass die Debatten um Wirkung oder Scharlatanerie des Rutengehens heute noch genauso erbittert geführt werden wie vor über 80 Jahren.