Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Theodora Diehls Simpl-Erinnerungen

"Drehleier": Theodora Diehl neben Bild von Lale Andersen mit Vater Theo Prosel | Bild: Theodora Diehl

Sonntag, 16.06.2013
13:30 bis 14:00 Uhr

BAYERN 2

"Nur der Not koan Schwung lass'n"
Theodora Diehls Simpl-Erinnerungen
Von Katinka Strassberger
Als Podcast verfügbar

Theodora Diehl, die älteste Tochter einer Sopranistin und des Kabarettisten Theo Prosel, gehört zu den wenigen Zeitzeugen, die noch von der Kleinkunstszene Münchens während der NS-Zeit erzählen können. - 1921 in Meran geboren und bei Brixen aufgewachsen, zog sie 1933 mit ihren Eltern nach München, wo ihr Vater 1935 als Pächter die legendäre Künstlerkneipe "Simplicissimus" übernahm. Die Familie lebte in der Wohnung über dem Lokal, dadurch hat Theodora Diehl viele Künstler kennengelernt, die damals dort ein- und ausgingen. Durch den Dielenboden ihres Kinderzimmers, das direkt über der Bühne lag, belauschte sie zahlreiche Vorstellungen, besonders begeistert die von Lale Andersen. Auf deren Ermutigung hin begann sie 1939 eine Schauspielausbildung, trat dann auch selbst im "Simpl" auf und in der "Bonbonniere" von Adolf Gondrell, der ein guter Freund ihres Vaters war.
1941 heiratete Theodora den Schauspieler und Journalisten Walther Diehl. 1989 hat der ein Buch über die Geschichte des "Simpl" veröffentlicht, in dem er Theo Prosel als einen äußerst kreativen, aber eher unpolitischen Menschen beschreibt: Indem der "Künstlerwirt" mit seinen Bühnenprogrammen vor allem auf historische Stoffe auswich, habe er die traditionsreiche Kleinkunstoase geschickt durch die Zeit der Diktatur geführt. Theodora Diehl kann sich an die damaligen Programme, von denen es keine Aufnahmen mehr gibt, sehr genau erinnern und bringt Auszüge daraus in der Kleinkunst-Revue "Der Simpl-Goethe und die Nachtigall" neuerdings wieder auf die Bühne - gemeinsam mit ihren Kindern, Enkeln und Ur-Enkeln. Und sie freut sich, dass die meisten ihrer Nachkommen das Kleinkunst-Gen geerbt haben. "Nur der Not koan Schwung lass'n", war stets ihr Lebensmotto und diese Überschrift gab sie auch ihren Erinnerungen, die sie kürzlich in einem Buch festgehalten hat.
Katinka Strassberger hat Theodora Diehl besucht.