Bayern 2

     

Evangelische Perspektiven Wie evangelische Theologen die NS-Ideologie unterstützten

Sonntag, 27.03.2022
08:30 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

Geistige Mittäter
Wie evangelische Theologen die NS-Ideologie unterstützten
Von Barbara Schneider

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Der Name Kittel steht bis heute für ein Standardwerk der Theologie: Das Theologische Wörterbuch zum Neuen Testament. Der Tübinger Theologieprofessor Gerhard Kittel hat die ersten Bände dieses Nachschlagewerks herausgegeben, was ihm international Anerkennung gebracht hat. Aber das ist nur die eine Seite. In der NS-Zeit war Kittel ein überzeugter Antisemit und Nationalsozialist. 1933 trat er in die NSDAP ein, vertrat eine völkisch-antisemitische Theologie und verfasste judenfeindliche Gutachten.
Der christliche Antisemitismus, wie ihn Kittel propagierte, ist an den theologischen Fakultäten seiner Zeit keine Ausnahme. In Eisenach leitete der Theologieprofessor Walter Grundmann das sogenannte „Entjudungsinstitut“; eine Einrichtung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, alle christlichen Einflüsse des Judentums auf das Christentum zu tilgen. Und auch in Erlangen lehrten mit Paul Althaus und Werner Elert zwei Theologen, die dem Nationalsozialismus aufgeschlossen gegenüberstanden.
Die NS-Geschichte evangelischer Fakultäten ist längst nicht aufgearbeitet. Bis heute ist das Theologische Wörterbuch Standardwerk für Studenten. Und in Erlangen ist bis heute ein Studentenwohnheim nach dem umstrittenen Theologen Werner Elert benannt.