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Kommentar zur CDU Ohne Kopf und ohne Verstand

Es sind schwere Zeiten für die CDU: Erst das Debakel in Thüringen, dann der angekündigte Rücktritt ihrer Vorsitzenden, die durchaus kontroverse Suche nach einem Kanzlerkandidaten nun auch noch das Wahldesaster in Hamburg. Der Partei fehlt es an Kopf und Verstand, sagt Kommentatorin Anita Fünffinger.

Von: Anita Fünffinger

Stand: 25.02.2020

CDU-Signet leuchtet am Konrad-Adenauer-Haus | Bild: Bayerischer Rundfunk 2020

Ohne Kopf und ohne Verstand: das ist der Zustand der CDU im Februar 2020. Ohne Kopf, weil Annegret Kramp-Karrenbauer ihren selbst aus der Schlinge gezogen hat, bevor jemand von hinten zuzieht. Ohne Verstand, weil der Fahrplan, den die Partei jetzt beschlossen hat, völlig ins Chaos führen wird. Denn eines wird nicht passieren, selbst wenn Kramp-Karrenbauer das Konrad-Adenauer-Haus verlässt: Ruhe einkehren. Es wird nicht wie früher bei der CDU. Die Achtzigerjahre kommen nicht zurück.

Inhalt vor Personal

In der Partei ist zu viel Unruhe. Und die geht auch mit einem neuen Vorsitzenden nicht weg. Es gibt zu viele Baustellen, zu viele ungelöste inhaltliche Fragen: Was machen wir in Thüringen? Und sind wir eigentlich noch die Mitte? Das sind nur zwei wesentliche Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Bevor nun in aller Hektik ein neuer Parteichef erkoren wird, hätte die CDU besser diese wesentlichen Fragen im Team klären sollen. Inhalt vor Personal wäre allein deswegen schon die bessere Alternative, weil der Inhalt mit neuem Personal nicht leichter zu lösen sein wird. Und weil ein neuer Parteichef immer noch ein CDU-Chef an der Seite der Kanzlerin sein wird. Denn das sollten die Kandidaten nicht vergessen: Angela Merkel ist im Amt und will es auch bis 2021 bleiben. Ganz davon abgesehen, dass die SPD auch nur mit ihr regieren will und mit keinem anderen im Kanzleramt. Aber nein, die Herren wollten eine schnelle Lösung, sie sollen sie bekommen. Schon in acht Wochen wird gewählt beim Sonderparteitag. Und wer wird gewählt? Mal sehen, wer sich tatsächlich aus der Deckung wagt.

Keine breite Zustimmung

Kommentatorin Anita Fünffinger

Klar ist nur, der Neue wird wieder keine breite Zustimmung haben. Er wird ja nicht so, wie das halt früher so schön war bei der CDU von einem Ergebnis von 80, 85 oder gar über 90 Prozent an Zustimmung getragen, im Gegenteil: Der neue CDU Chef wird dasselbe Problem haben wie Annegret Kramp-Karrenbauer. Knapp gewählt, nicht von allen geliebt. Einwürfe von der Seitenlinie sind vorprogrammiert. Die CDU müsste sich ein bisschen mehr Zeit geben. Aber wer sollte das bestimmen? Kramp-Karrenbauer kann nicht mehr führen. Und Angela Merkel will nicht mehr führen, ruhig und gelassen zu sein, sich Zeit zu nehmen, souverän zu bleiben. Das geht nur mit Kopf und Verstand. Und beides hat die CDU nicht mehr.


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