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Kommentar zu Weinstein-Urteil Schuldspruch wiegt schwerer als "Lebenslänglich"

Nach Tagelangen Beratungen der Geschworenen, wurde der einstige Hollywood-Mogul Harvey Weinstein in New York wegen Sexualverbrechen schuldig gesprochen. Das Strafmaß steht noch nicht genau fest. Ist das nun ein Erfolg für die Frauen? Oder ein Teilerfolg? Und hat die Me too Debatte durch den Prozeß gewonnen? oder eher drunter gelitten? Antje Passenheim kommentiert.

Von: Antje Passenheim

Stand: 25.02.2020

Harvey Weinstein | Bild: dpa-Bildfunk

Schwerer als lebenslänglich wiegt dieser Schuldspruch, der für Harvey Weinstein nicht die Höchststrafe bringt. Das Urteil der Jury hätte stärker sein können. Doch für die Opfer und die gesamte #Metoo-Bewegung könnte es nicht besser sein. Denn dieses Urteil zeigt: Harvey Weinsteins Schuld oder Unschuld hat die zwölfköpfige Jury wohl und fair abgewogen. Die Laienrichter haben sich nicht dem Diktat der öffentlichen Meinung gebeugt. Sie haben nicht getan, worauf Weinsteins Verteidiger gelauert haben und der Richter gewarnt hat. Sie haben den Prozess nicht zu einem populären Referendum über die #Metoo-Bewegung gemacht.

"Die Zeiten der Weinsteins sind vorbei"

Das hilft den Opfern viel mehr als Genugtuung, denn es unterstreicht ihre Glaubwürdigkeit. Es wertet den Prozess auf, und es stärkt die Bewegung gegen sexuellen Machtmissbrauch. Für sie ist das Verfahren ein Meilenstein, der allen Weinsteins dieser Welt zeigt: So nicht mehr. Denn, so rief es eine Opferanwältin, den Frauen wurde geglaubt. Vergewaltigung bleibt Vergewaltigung, sexuelle Verbrechen bleiben Verbrechen, und Machtmissbrauch kann nicht beschönigt werden. Egal wie alt die Taten sind, egal wie verpackt sie sind. Die Zeiten der Weinsteins sind vorbei.

"Dieser Prozess war erst der Anfang"

Wo Wort gegen Wort steht, werden die Opfer sexueller Gewalt oft als unglaubwürdig dargestellt. So wollten es auch Weinsteins Verteidiger. Doch diesmal ist das anders. Den Frauen wurde geglaubt. Dieses Signal geht an all die Opfer, die jemals unter sexuellen Peinigern gelitten haben: Raus mit der Sprache. Die Strafverfolger nehmen euch ernst. Und das ist viel wichtiger als die Höchststrafe für den Mann, der die #Metoo-Kampagne angeheizt hat, auch wenn das tatsächliche Strafmaß noch aussteht. Dieser Prozess war erst der Anfang. Er wird hoffentlich weitere Opfer ermutigen, aus der Deckung zu kommen und den Tätern zeigen: Nein heißt Nein. MeToo-Fälle haben auch vor einem Strafgericht bestand, und das wiegt schwerer als lebenslänglich für Harvey Weinstein.


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