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Kommentar Politische Folklore

Der Politische Aschermittwoch ist weitgehend politische Folklore, bei der sich Stammwähler von den Spitzenleuten ihrer Partei im besten Fall eine Rede zur politischen Strategie anhören. Klar, die die nur auf Bier trinken, Stammtischsprüche und Schenkelklopfen aus sind, die kommen auch auf ihre Kosten.

Von: Lell, Evi

Stand: 27.02.2020

Eine Figur von Franz Josef Strauß steht beim politischen Aschermittwoch der CSU in Passau im März 2019 neben einem Bierkrug mit seinem Konterfei. | Bild: pa/dpa/Peter Kneffel

Dennoch hat der politische Aschermittwoch durchaus seine Berechtigung. Es ist gut, wenn demokratische Parteien unter der Woche jeweils hunderte Leute mobilisieren, die sich politische Reden anhören und sich informieren.

 Positionierung gegen Rechts

Außerdem werden politische und gesellschaftliche Veränderungen beim politischen Aschermittwoch besonders deutlich. Es ist noch nicht lange her, da haben CSU-Spitzenpolitiker beim Aschermittwoch in Passau gerne mal rechts geblinkt, ausländerfeindliche Klischees bedient und zum Teil auch rechte Parolen verwendet: Der damalige CSU-Chef Horst Seehofer sagte 2015. "Wir sind nicht das Sozialamt für die ganze Welt" und kopierte damit einen NPD-Slogan. Dass sich der aktuelle CSU-Chef Markus Söder so deutlich von der AfD abgrenzt, jedem, unabhängig von Herkunft und Aussehen Schutz in Bayern verspricht, das zeigt: Die CSU unter Söder hat einen sehr klaren Kompass. Alle Parteien außer der AfD positionierten sich klar gegen Rechtsextremismus und auch gegen die AfD. Der Kampf gegen rechten Terror ist mittlerweile eines der großen Themen der Politik.

 Grüne sorgen für positive Grundstimmung

Und noch eines lässt sich am Aschermittwoch ablesen: Alle Parteien arbeiteten sich an den Grünen ab. Das Grünen-Publikum in Landshut war euphorisch ob der steigenden Umfragewerte, CSU-Chef Söder warnte in Passau sogar explizit vor einem grünen Kanzler. Das zeigt: Umweltthemen wie Klimaschutz und Agrarwende sind große Themen. Das zeigt aber auch: Die Grünen können zulegen, weil sie nicht in Verantwortung sind und es vielen reicht, dass sie diese Themen aufgreifen und für eine positive Grundstimmung sorgen.

 Vorsicht, wenn Euphorie auf Realpolitik trifft

Eines steht fest: sollten die Grünen nach der nächsten Bundestagswahl in irgendeiner Form in Regierungsverantwortung sein, wird die Euphorie auf Realpolitik treffen. Dann werden sie am Aschermittwoch anders auftreten und den einen oder anderen Kompromiss einer Koalition erklären müssen. Und auch CSU-Chef Söder wird sich einen anderen Hauptgegner suchen müssen, sollte die Union als großer oder als Juniorpartner mit den Grünen auf Bundesebene zusammenarbeiten.


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