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Lob des Feierabends Nach der Arbeit sollst Du ruhn

Arbeit ist Mühsal, Freizeit ist das Paradies: das hat die Arbeitsmoral vieler Christen bis heute geprägt. Doch wer gut arbeiten will, muss Körper und Geist auch Zeit zur Erholung lassen. Der Feierabend ist deshalb seit jeher eine wichtige Sache. Denn sogar Gott selbst nahm sich nach der Erschaffung der Welt eine Auszeit und ruhte am siebten Tag.

Stand: 03.09.2013

  • 630 v. Chr.
    Ein gedeckter Sabbat-Tisch mit dem traditionellen Sabbatbrot (Challot) und einer Karaffe Wein. Das Brot ist mit einem Tuch bedeckt, das mit jüdischen Symbolen und der israelitischen Fahne bestickt ist. | Bild: picture-alliance/dpa

    630 v. Chr.

    Sabbat

    Sabbat wird im Judentum der siebte Wochentag genannt. Er ist ein Ruhetag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll. Die Tora enthält verschiedene Gebote zum Sabbat, die wahrscheinlich eine schon vorher bestehende Ruhetagspraxis der Israeliten als Gottes Willen autorisierten. Tonscherben aus dem Jahr 630 v. Chr. belegen diese Praxis auch außerbiblisch.

  • 500 v. Chr.
    Sandalen eines Sklaven | Bild: colourbox.com

    500 v. Chr.

    Feiertagsausrufer

    Bereits im Römischen Reich gab es Feiertagsausrufer, so genannte "Calatoren". Wenn beispielsweise ein Opfer bevorstand, liefen diese Sklaven zu den im Freien Arbeitenden und sagten ihnen den Feierabend an.

  • 1815 n. Chr.
    Arbeiter in den Produktionshallen von Krupp | Bild: picture-alliance/dpa

    1815

    Industrialisierung

    Die Industrialisierung veränderte die Arbeit und auch den Arbeitenden. Die Menschen zogen in die Städte und arbeitenden in Fabriken nach einem neuen Rhythmus. Die Arbeiterschaft entstand. Die Menschen, Männer wie Frauen, arbeiteten bis zu 18 Stunden am Tag, ohne Sonntagsschutz oder Urlaubsanspruch. Auch die Kinder mussten mithelfen. Diese Umstände änderten sich erst 1839 mit dem "Preußischen Regulativ", dem ersten Gesetz zu Arbeitszeit und Freizeit.

  • 1850 n. Chr.
    Glockengeläut | Bild: picture-alliance/dpa

    1850

    Angelusläuten

    Bevor mit der Industrialisierung eine Massenproduktion von Uhren einsetzte und sich diese in jedem Haushalt befanden, begann um 18 Uhr der tägliche Feierabend mit dem in katholischen Gegenden heute noch verbreiteten Angelus- oder Feiertagsläuten.

  • 1864 n. Chr.
    Schrebergarten | Bild: picture-alliance/dpa

    1864

    Schrebergarten

    Viele Menschen verbringen ihre Freizeit und den Feierabend auf einem Gartengrundstück. Der erste "Schreberverein" wurde 1864 gegründet und zu Ehren des Leipziger Arztes Daniel Gottlob Moritz Schreber nach ihm benannt. Die umzäunten Parzellen, die zunächst Kinderbeete von Arbeiterkindern gewesen waren, wurden bald die Anbau- und Erholungsgebiete der ganzen Familie. Hier konnte der Arbeiter vom harten Alltag abschalten und sich in der Natur erholen. Im und auch nach dem Zweiten Weltkrieg halfen die Schrebergärten vielen Menschen die Hungerjahre zu überstehen.

  • 1956 n. Chr.
    Anfang der 1960er Jahre: Vor dem fernsehgerät | Bild: picture-alliance/dpa

    1956

    Vereinsamung

    Mitleid und Trauer empfand der Philosoph Günther Anders, als er 1956 den Menschen als Zuschauer entdeckte. In die Wohnzimmer war der Fernseher eingezogen und der Mensch begann, sich nach getaner Arbeit in seiner freien Zeit von der Welt zurückzuziehen. Anders nannte ihn den "Masseneremiten". Damals wusste Günther Anders noch nichts von Computern, Tablets, Spielekonsolen oder Mobiltelefonen. Mit den Massenmedien veränderte der Feierabend seinen Charakter.

  • 1977 n. Chr.
    Entertainer Peter Alexander | Bild: picture-alliance/dpa

    1977

    Liedgut

    In zahlreichen Volks- und Kunstliedern ist der "Feierabend" thematisiert, etwa bei Schubert oder Haydn. Eine sehr bekannte Volksweise ist das "Feierabendlied" des böhmischen Volksdichters Anton Günther. Das berühmteste Lied zum Thema, nämlich "Feierabend" veröffentlichte aber 1977 Peter Alexander.

  • 1979 n. Chr.
    Feierabendmahl beim 29. Evangelischen Kirchentag in Frankfurt am Main (2001) | Bild: picture-alliance/dpa

    1979

    Erfindung des Feierabendmahls

    Auf den Evangelischen Kirchentag im Jahr 1979 in Nürnberg geht eine neue Form des Abendmahls, das "Feierabendmahl", zurück. Damit erhielten protestantische Frömmigkeit und Gottesdienstpraxis eine unkonventionelle Form. Dabei geht es nicht nur um die Feier des Abendmahles, sondern um einen bewussten Abschluss des vergangenen Tages. Am Freitagabend eines jeden Kirchentages treffen sich die Teilnehmer zum Feierabendmahl.

  • 2006 n. Chr.
    Mitglieder von der.di demonstrieren gegen erweiterte Öffnungszeiten | Bild: picture-alliance/dpa

    2006

    Sonntagsallianz

    Heute verschiebt sich der Feierabend - zumindest für Beschäftigte im Einzelhandel - mit der Ausweitung der Ladenöffnungszeiten immer weiter nach hinten. Auch der freie Sonntag ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Deshalb müsse er geschützt werden, meinen die Urheber der Sonntagsallianz in Bayern. "Ein wirksamer Sonn- und Feiertagsschutz dient der humanen Qualität unserer Gesellschaft", heißt es in der Gründungserklärung von 2006. Auch die Katholische Arbeitnehmerbewegung fordert seit Jahren "Sonntagsruhe statt Konsumstress".


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