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Von Herzen? Trendgeschenke im Wandel der Zeit

Geschenke sind was Schönes, für den Gebenden, wie den Beschenkten. Meistens jedenfalls. Manche Geschenke passen einfach nicht, oder schlimmer, liegen nicht mehr im Trend. Tilla Schnickmann ist in Speicher und Keller gestiegen und hat nach einstigen Trendgeschenken geforscht.

Von: Tilla Schnickmann

Stand: 21.12.2018 | Archiv

"Als ich jung war, schenkte man sich Nützliches. Das war schon mal was zu Essen, nichts Süßes, sondern ein Stück Fleisch, eine Wurst oder dann Geschirrtücher, Handtücher, was man eben wirklich brauchte."

Hella Raabe

Hella Raabe feiert nächstes Jahr ihren 80. Geburtstag. Ein Schinken oder Bratenstück wird sie zum runden Geburtstag sicherlich nicht erhalten – auch unterm Weihnachtsbaum war keines. Geschenke wandeln sich mit der Zeit.

Steffi Dörr ist zur Zeit der Prilblumen, Cordhosen und Apfelbettwäsche geboren, in den 1970ern. Nach dem Kultgeschenk ihrer Generation gefragt, geht sie in den Keller und wühlt in einem großen Umzugskarton. Er ist randvoll mit Musikkassetten. Unter einer ganzen Etage mit "Drei Fragezeichen"-Kassetten zieht Steffi Dörr eine weitere mit selbstgestaltetem Cover und handschriftlicher Widmung heraus: ein Mixtape.

Ja, liebe Kinder ...

Ein Geschenk, das viele der gekauften Dinge in den Schatten stellt. Pause, Record, Spulen, Suchen, Spulen. Die Erstellung war im vordigitalen Zeitalter noch mit Mühe verbunden. Wer sowas verschenkte, der sagte damit: "Weil Du es wert bist oder es zu schätzen weißt, ich oder weil ich dich toll finde, oder dich mag", erinnert sich Steffi Dörr. "Das war immer ein Zeichen der Zuneigung in irgendeiner Form."

"Coole Jungs haben Mixtapes geschenkt."

Steffi Dörr

Frau Raabe erinnert sich weiter. Später bekam sie Pralinen oder Parfum, "Klassiker waren Tosca oder 4711-Geschenkboxen", sinniert Frau Raabe, Seifen in vielen Formen. "Und dann kamen edle Gläser auf, oder die Kaffeetassen mit Sprüchen drauf."

"Ich weiß schon noch, was von wem ist."

Jutta Zehender

Schöne ... Verpackung

Vor einer großen weißen Schrankwand steht Jutta Zehender. Hier ist der Stauraum für all die Geschenke, die sie eigentlich nicht braucht und die doch nicht weg dürfen: Selbstgestricktes von der Mutter, Schneekugeln, Weinflaschenhalter, Vasen, Kerzenringe, Petroleumleuchten. Deko, nur nie in richtiger Farbe oder dem Aussehen, wie man es gerne hätte, sagt Frau Zehender.

"Zinnkrüge hat man ganz lange gekriegt", sagt sie und zeigt die Anlage neben der Hausbar. Seit 40 Jahren bekommen Zehenders Zinn geschenkt: Glaskrüge mit Zinndeckel, bunte Keramikkrüge mit Zinndeckel, Schnapsbecher aus Zinn, Zinnteller…. Zinn ist zeitlos.

Das gilt nicht für einen anderen Trend aus dem Zeitalter von Marlboroman, den frühen Derrick-Folgen und Helmut Schmidt: Aschenbecher. Die wurden gerne geschenkt, sagt Frau Zehender, selbstgemacht oder aus Metall oder Glas. "Nein, heute eckst Du damit an, das ist nimmer in mit der Raucherei."

"Was schenkt man denn heute so?"

Hella Raabe

Frau Raabe steht in der Küche. Küchenutensilien lagen auch immer wieder unter dem Baum, sagt sie. Erst aus gedrechseltem Holz, dann aus Metall, oder von bekannten Design-Marken, so dass man kaum wusste, was es war. Flaschenöffner in jeder Form, Korkenzieher teilweise in aufwendigen Geschenkboxen mit Wein-Thermometer …

"Da sammelt sich viel über die Jahre," sagt Frau Raabe. Was sie sich zum 80. wünscht? "Meine Familie weiß es." Und die anderen? "Keine Ahnung, was schenkt man denn heute so? Wo keiner etwas braucht?"


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