TV & Serie // "Disenchantment" Lisa Simpson zu Besuch in Game of Thrones

Er hat uns "Die Simpsons" und "Futurama" beschert – zwei Cartoonserien für Erwachsene mit Kultstatus. Matt Groenings neue Netflix-Serie "Disenchantment" spielt im Mittelalter und ist leider nicht ganz der neue Cartoon-Hit, den wir uns erhofft haben.

Von: Vanessa Schneider

Stand: 15.08.2018 | Archiv

Szene aus der Netflix-Serie "Disenchantment" | Bild: Netflix

Achtung, kleines Rätsel: Sie hat gelbe Zacken auf dem Kopf, ist nicht auf den Mund gefallen und hat keine Freunde. Wer ist das?

Nein, es geht nicht um Lisa Simpson. Sondern um Tiabeanie. Und die Zacken sind auch nicht ihr Haar, sondern eine Krone. Tiabeanie oder Bean, wie sie sich nennt, ist nämlich die Prinzessin von Dreamland, und so ihr Königsvater will, muss sie heiraten – wie es sich im Mittelalter eben für einen Teenager gehört. Nur ist Tiabeanie eben keine Disneyprinzessin, sondern überaus emanzipiert und resistent gegen jede Form von Autorität. Sie mag Trinkspiele mit den Dorfbewohnern, duelliert sich wie Arya Stark aus der Serie "Game of Thrones" und denkt gar nicht daran, ihr Leben für einen Prinzen aufzugeben.

Zu allem Überfluss lastet auch noch ein Fluch auf ihr – aus einem der Hochzeitsgeschenke springt ihr nämlich ein katzenartiger Schatten entgegen. Der stellt sich ihr vor als Luzi: ein persönlicher Dämon, stets zu Diensten ihr das Leben zur Hölle zu machen. Luzi ist der kleine Teufel, der ständig an Beans Seite ist, sie zu allen möglichen Missetaten anstachelt und dafür sorgt, dass sie ihren Impulsen sofort nachgibt. Statt also am geplanten Hochzeitstag "Ja" zu sagen, ergreift sie die Flucht und springt – völlig betrunken – durch ein Fenster.  

Viele alte Bekannte in Mittelaltergewand

Das Setting der neuen Serie von "Simpsons"-Erfinder Matt Groening könnte auch aus einer seiner traditionell abgedrehten Halloween-Folgen für "Die Simpsons" stammen. In allen Figuren erkennen wir alte Bekannte wieder: In Bean steckt viel von Lisa Simpson und Leela aus "Futurama". Dämon Luzi erinnert an den trinkfesten Futurama-Roboter Bender und Bart Simpson – und auch von der chronischen Frohnatur Ned Flanders taucht eine mittelalterliche Version in Dreamland auf: Elfo, der aus seiner zuckrigen Elfenheimat geflohen ist, weil alle dort so unerträglich gut gelaunt sind. Er ist neben Dämon Luzi der Dritte in Beans neuer Schicksalsgemeinschaft.

"Disenchantment" entfaltet sich wie ein Märchenbuch in zehn Kapiteln mit absurden Titeln, in denen eine übergreifende Handlung erzählt wird. Und so unterhaltsam "Disenchantment" (und vor allem ihre weibliche Hauptfigur) auch ist – es bleibt ein etwas schaler Beigeschmack: Denn so richtig originell ist die Serie leider nicht. Schon die Simpsons haben sich an einer "Game of Thrones"-Parodie versucht und Mittelalterwitze sind im Repertoire fast jeder Comedy- und Cartoon-Serie, angefangen bei Monty Python bis zu Rick & Morty.

Es wäre schade, wenn "Disenchantment" nach den ersten Folgen keinen eigenen Groove mehr finden würde, denn es macht großen Spaß Bean auf ihren Abenteuern zu begleiten. Sie ist die Art Prinzessin, die wir uns immer gewünscht haben – abgesehen von ihrem Alkoholkonsum vielleicht.

 "Disenchantment" ist ab 17.08. bei Netflix verfügbar. Die Autorin hat vorab 5 von 10 Folgen gesehen.

Sendung: Plus 1, 14.08.2018 - ab 15.00 Uhr