TV & Serie // Taboo Wahnsinnig spannend, brutal und clever

Tom Hardy hat endlich eine Serie: „Taboo“. Die hat der schöne Tom zusammen mit seinem Vater geschrieben. Der ist nämlich Drehbuchautor. In England ist „Taboo“ schon der heiße Scheiß. Jetzt kommt die Serie zu uns - endlich!

Von: Christian Alt

Stand: 21.03.2017 | Archiv

Taboo | Bild: Concorde Filmverleih

Das frühe 19. Jahrhundert ist kein schöner Ort zum Sterben. Und sogar für diese Maßstäbe hat der Kaufmann Horace Delaney eine ziemlich beschissene Beerdigung. Die paar Leute, die es auf den Friedhof verschlagen hat, trauern nicht. Keine Träne wird ihm hinterher geweint. Weil seine Tochter Geld sparen wollte, hat sie das Grab nicht besonders tief ausheben lassen. Auch wenn sie weiß, dass nachts die Grabräuber kommen, um die Leichen für Experimente wieder auszubuddeln. Aber dann herrscht plötzlich Aufregung im Saal, denn der verschollene Sohn, James, den jeder für tot hielt - steht plötzlich da. Und noch schlimmer für seine Schwester: Er will das Erbe antreten.

Für Gott, Empire und Kompanie

Das Erbe ist ein scheinbar wertloses Stück Land in der neuen Welt: Nootka Sound an der Westküste von Vancouver. Aber dieses Stückchen Land wird bald eine Menge Wert sein. Denn die USA und Großbritannien sind im Krieg. Und sobald Friedensverhandlungen anstehen, wird die Grenze neu gezogen. Der, dem Nootka gehört, der bekommt ganz Vancouver. Deshalb will jeder den jungen Erben ermorden: Die Briten, die Amerikaner und die Ost-Indien-Kompanie, die wahre Macht im Staat.

Taboo ist keine Serie zum Nebenbeigucken. Sie ist äußerst komplex mit hunderten kleinen Zahnrädchen, die sich alle gleichzeitig drehen. Denn neben der Politik geht es hier auch um Inzest, schwarze Magie, Sklavenhandel, Eingeborenenstämme und Spionagenetzwerke. Taboo quetscht so viel Serie in seine acht Folgen, wie nur irgendwie möglich. Sieht man sich jedes dieser kleinen Zahnrädchen im Detail an, hat man keine Ahnung, wie daraus eine einzige zusammenhängende Serie werden soll. Aber: Taboo funktioniert. Das liegt vor allen Dingen an Tom Hardy, der James Delaney spielt. Der ist einem zwar nie wirklich sympathisch, aber so gerissen und skrupellos, dass es einfach nur Spaß macht, ihm zuzusehen. Auch wenn er mit seiner Schwester schlafen will.

Genialer Look und geniale Schauspieler

Neben Tom Hardy spielt ungefähr jeder andere bekannte englische Schauspieler mit, manchmal in so heftigem Kostüm, dass man ihn gar nicht erkennt. Sogar Franka Potente ist dabei, als die deutsche Hure Helga. Taboo ist nicht nur wahnsinnig spannend, brutal und clever - auch der Look ist genial. London im Jahr 1814 ist grindig, kaputt, abgefuckt. Die Leichen werden an die Ufer der Themse gespült, nur um dann von Waisenkindern auf Schätze untersucht zu werden. Überall liegt Dreck, Hunde streunen herum und Geld für Zahnpasta ist auch keins da. Eine Welt, die man auch wirklich nur in einer Serie haben will - und dann aber tagelang darin versinken möchte.

"Taboo" könnt ihr auf Amazon Prime Video sehen.

Sendung: Hochfahren, 29.03.2017 ab 07 Uhr