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NSA-Untersuchungsausschuss Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Wikileaks-Enthüllung

Wer hat Wikileaks die vertraulichen Dokumente zugespielt? Das soll jetzt Staatsanwaltschaft klären. Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte 90 Gigabyte an Dokumenten des NSA-Untersuchungsausschusses ins Netz gestellt. Die Veröffentlichung sollte offenbar den Druck erhöhen, Edward Snowden in Deutschland als Zeugen zu befragen.

Von: Max Muth

Stand: 02.12.2016

Wikileakslogo über Reichstag | Bild: picture-alliance/dpa; Montage: BR

Bundespräsident Lammert hat der Staatsanwaltschaft die Ermächtigung erteilt, die Ermittlungen aufzunehmen. Bei dem Straftatsbestand der Verletzung eines Dienstgeheimnisses muss der Bundestagspräsident die Ermittlungen erlauben. Die Staatsanwaltschaft soll jetzt herausfinden, wer der Enthüllungsplattform Wikileaks die etwa 90 Gigabyte an teilweise vertraulichen Dokumenten aus dem NSA-Untersucungsausschuss zugespielt hat.

Wikileaks begründete die Veröffentlichung mit dem Informationsinteresse der Öffentlichkeit. Die Dokumenten sollen beweisen, wie eng die Zusammenarbeit zwischen dem US-Geheimdienst NSA und dem BND seit jeher war. So zeige ein Dokument etwa, dass ein Mitarbeiter des BND die Späh-Software XKeyscore des amerikanischen Geheimdiensts sogar mitprogrammieren sollte.

Politiker aller Parteien verurteilten das Leak

Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Patrick Sensburg (CDU), hat die Echtheit der Dokumente gegenüber dem ZDF bestätigt. Die Dokumente, die laut Sensburg nur einer geringen Geheimhaltungsstufe unterliegen, datieren demnach bis zum Januar 2015. Die Veröffentlichung werde die Arbeit des Ausschusses behindern, sagte Sensburg.

"Wer so etwas macht, ist nicht an professioneller Aufklärung interessiert, sondern an Destabilisierung und Showeffekten."

Patrick Sensburg (CDU), Vorsitzender des NSA-Untersuchungsausschusses

Auch die Opposition schloss sich der Meinung von Sensburg an.

"Es ist unsäglich. Wer sowas durchsticht und veröffentlicht, torpediert bewusst die Aufklärung und notwendige Kontrolle der Dienste."

Konstantin von Notz, Grünen-Obmann im NSA-UA

Leaks soll wohl Snowden nützen

Von Notz äußerte die Befüchtung, dass das Leak von Gegnern des Untersuchungsausschusses genutzt werde, um diesen zu diskreditieren. Parlamentarische Kontrolle und eine Veröffentlichung aller Dokumente seien nicht dasselbe, schrieb Notz weiter. Im Falle Snowden etwa seien viele Dokumente aus guten Gründen nicht öffentlich gemacht worden. Edward Snowden ist auch der Hintergrund vor dem die Wikileaks-Veröffentlichung zu verstehen ist. Julian Assange sagte laut einer Mitteilung:

"Die Enthüllungen zeigen, dass der Untersuchungsausschuss sich zwar auf die Dokumente von Edward Snowden stützt, er aber zu feige ist, ihn selbst als Zeugen zu vernehmen."

Wikileaks-Gründer Julien Assange

Der Untersuchungsausschuss hatte 2014 beschlossen, den US-Informanten befragen zu wollen. Seitdem streiten sich Opposition und große Koalition im Untersuchungsausschuss darüber, ob Snowden in Deutschland befragt werden soll. Die Bundesregierung will das verhindern, um die Beziehungen zur USA nicht zu gefährden. Die SPD und CDU-Abgeordneten im Untersuchungsausschuss torpedieren deshalb die Versuche der Opposition Snowden als Zeugen zu laden.

CDU und SPD wollen Aussage Snowdens in Deutschland verhindern

Zuletzt hatte der Bundesgerichtshof entschieden, dass der Ausschuss deshalb die Bundesregierung um Amtshilfe bitten muss, um zu klären , unter welchen Bedingungen Snowden in Deutschland vernommen werden kann. CDU- und SPD-Vertreter haben mittlerweile Beschwerde gegen diese Entscheidung eingelegt, wie ein Gerichtssprecher der Berliner Zeitung bestätigte. Sollte die Beschwerde keinen Erfolg haben, dann will derAusschussvorsitzende Sensburg laut dem Bericht vors Bundesverfassungsgericht ziehen.


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R.B., Samstag, 03.Dezember 2016, 13:00 Uhr

4. Leaks Enthüllung

Welche Beziehungen zu den USA sollen gefährdet werden? Wie sich die USA ihre zwischenstaatlichen Beziehungen vorstellen, kann man dank Panorama sehr gut sehen.

Und wenn sich unsere Regierung zwischenstaatliche Beziehungen so vorstellt, dann wird es Zeit diese Regierung abzuwählen.

Im übrigen halte ich nichts davon, wenn geheimdienstliche Informationen leichtfertig veröffentlicht werden.

Wenn sich Regierungen / Unternehmen aber über das Gesetz stellen und durch die Veröffentlichung Sachverhalte aufgeklärt werden können (Panama-Leaks, UBS Bank, etc.), dann ist es richtig. Vor allem sollten die "Whistleblower" geschützt werden.

Hier zeigen Politiker ein beschämendes Bild. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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Plumber, Freitag, 02.Dezember 2016, 23:29 Uhr

3. Die wahre Absicht ist doch vorhersehbar

Snowden soll nach Deutschland, um hier Asyl zu beantragen zu können. Damit hat Deutschland dann einen riesiges Problem.

Was sollte noch mehr an einer Aussage von Snowden herauskommen? Die USA spioniert in Deutschland? Das ist keine ernsthafte Frage mehr.

Schon interessant, daß aus einem vergleichsweise kleinen Kreis dieser Dokumentendiebstahl möglich war. Sarkastisch gefragt, lagen diese Daten in einer Cloud?

Willkommen im Geheimdienst Selbstbedienungsladen NSA-Ausschuß. Laden sie sich herunter, was sie brauchen.

Lutz Schnelle, Freitag, 02.Dezember 2016, 19:24 Uhr

2. Oskar Wilde

Die Bücher, die von der Welt unmoralisch genannt werden, sind Bücher, die der Welt ihre eigene Schande zeigen.

thorie, Freitag, 02.Dezember 2016, 17:30 Uhr

1. wenn wegen geheimnisverrat ermittelt wird,

ist das, was da veröffentlicht wurde , wohl wahr !

danke für die bestätigung!