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Endspurt im US-Wahlkampf Zum Beispiel Ohio

Auf den letzten Metern schauen alle auf die Wechselwähler in den Swing States. Ohio ist ein Beispiel dafür – und dort besonders der Landkreis Wood County. Hier haben sich die Wähler nämlich in den vergangenen Jahren immer für den späteren Sieger entschieden.

Stand: 07.11.2016

Wahlkampf in Ohio | Bild: Jan Bösche, ARD Washington

Diese Wahl macht ratlos, auch die Leute in der Kleinstadt Bowling Green. Wer wird Präsident? Kay sagt, sie habe wirklich keine Ahnung. Ihre Bekannte Joanne hatte eigentlich gedacht, Hillary Clinton könnte es schaffen: "Aber jetzt, zum Ende hin.... keine Ahnung."

Das Phänomen Wood County

Dabei gehören Kay und Joanne zu den Leuten, die wissen müssten, wer Präsident wird. Bowling Green liegt nämlich im Wood County. Dieser Landkreis in Ohio hat seit 1980 immer den Kandidaten gewählt, der später auch Präsident geworden ist. Egal, ob Republikaner wie Reagan und Bush oder Demokraten wie Clinton und Obama.

Victoria Dugger tippt auf Trump

Warum ist das so? Victoria Dugger ist die Chefredakteurin der Sentinel Tribune, der örtlichen Zeitung. Sie schwärmt von der sauberen Luft und den wunderbaren Parks von Bowling Green - und verweist auf die ganz Amerika-typische Mischung in dem Ort mit Universität, viel Landwirtschaft und etwas Industrie. Dugger sagt, die Wähler hier würden sich die Politiker genau anschauen und dann entscheiden. Weil die Politiker das wüssten, würden sie sich besonders um die Leute bemühen, intensiv Wahlkampf machen. Wer hat diesmal die Nase vorn, der Republikaner Trump oder die Demokratin Clinton? Schwierig, sagt Victoria Dugger:

"Wenn man nur die Wahlwerbeschilder für den Vorgarten anschaut: Die örtlichen Republikaner haben eine Warteliste dafür. Außerdem - manchmal gehts auch darum, wer uns nicht erzählt, wie er wählen wird. Mein Bauchgefühl sagt mir, auch angesichts unserer älteren, weißen Wähler, viele sind für Trump - ich glaube, es geht in die Richtung."

Victoria Dugger und Peter Kuebeck von der Sentinel Tribune

Joel Kuhlman glaubt an Clinton

Die Wahlwerbeschilder - darüber kann Joel Kuhlman nur lächeln: Der Demokrat steht selbst auf dem Wahlzettel - er will als Commissioner wieder gewählt werden, er gehört damit zur Verwaltungsspitze des Kreises. Kuhlman sagt, das Clinton-Team habe nicht so sehr in Wahlwerbeschilder investiert:

"Sie haben in Daten investiert: Wer wählt? Und wer wählt Demokraten? Sie nutzen die Daten, um diese Leute zu kontaktieren, dafür zu sorgen, dass sie auch wirklich wählen gehen."

Joel Kuhlman

Kuhlman hofft, dass sich das auszahlt - auch für ihn selbst. Die Erfahrung ist nämlich, dass der Erfolg des Präsidentschaftskandidaten auch für andere Kandidaten der Partei wichtig ist. Darum ärgert er sich über die Fehler, die Clinton im Wahlkampf gemacht hat.

"In diesem Jahr gibt es fast schon eine Kameradschaft zwischen Wählern von Demokraten und Republikanern, besonders wenn man Türen klopft und mit den Leuten spricht: Viele können nicht glauben, wie schlecht unsere beiden Kandidaten sind. So kommt das rüber."

Joel Kuhlman

Vier Stockwerke unter seinem Büro machen die ersten Wähler bereits ihre Kreuze. Michaela ist Studentin. Sie sagt, sie wolle Trump nicht als Präsidenten haben - alles, außer Trump. Darum habe sie sich für Clinton entschieden. Vern und seine Frau Joanne haben dagegen für Trump gestimmt, weil sie Hillary nicht mögen. Ob Trump es aber schafft, die Mehrheit in Wood County zu bekommen - da sind die beiden zögerlich. Vielleicht könne es ja ausreichen – aber für Joanne ist es ein ziemlich enges Rennen.


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