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Rathaus-Computer Gutachten soll "LiMux"-Ausstieg nahelegen

Laut einem Medienbericht beabsichtigt München, von Linux wieder auf Microsoft-Software umzusteigen. Die IT-Chefin im Rathaus widerspricht: Nichts sei entschieden, Vorwürfe der Küngelei mit Microsoft wären aus der Luft gegriffen. Von Florian Regensburger

Von: Florian Regensburger

Stand: 11.11.2016

Linux im Münchner Rathaus (Symbolbild) | Bild: picture-alliance/dpa

Zehn Jahre hatte die Umstellung der heute rund 18.000 Computer in der Stadtverwaltung vom Microsoft-Betriebssystem Windows auf die freie Software Linux gedauert. Nun empfiehlt ein Gutachten der IT-Unternehmensberatung Accenture der Stadt München den "Aufbau eines leistungsfähigen Windows-Clients", auch als Alternative zu Linux.

"Aufbau eines leistungsfähigen Windows-Clients"

Mit dieser Empfehlung legen die Berater der Stadt nach Einschätzung des IT-Fachportals heise.de nahe, "sich in mehreren Stufen wieder von Linux auf den Computern ihrer Verwaltung zu verabschieden und zu Microsoft-Produkten zurückzukehren".

Die Stadt betreibt nach wie vor an verschiedenen Stellen Windows-Rechner – etwa für Anwendungen oder Dokumente, welche auf dem Linux-System technisch nicht funktionieren. Diese Windows-Rechner liefen in "nicht aktueller Version" und müssten aktualisiert werden – was mit dem "Aufbau eines leistungsfähigen Windows-Clients" im Gutachten eigentlich gemeint sei, erklärte die Hauptabteilungsleiterin der IT-Strategie der Stadt München, Daniela Rothenhöfer, gegenüber BR24.

Einzelne Dienststellen sollen selbst entscheiden

Gleichzeitig sollen aber die einzelnen "Dienststellen der Stadt selbst entscheiden können, ob sie Windows oder LiMux einsetzen", so Rothenhöfer weiter. Damit könnte das Gutachten durchaus eine Grundlage dafür schaffen, sich von Linux mittelfristig wieder trennen zu können – zugunsten des Microsoft-Betriebssystems Windows.

Denn: Nach drei Jahren sollten Experten abhängig "von der Entwicklung der Verbreitung der Client-Varianten" - also der Frage, wie viele Dienststellen sich letztlich für Windows beziehungsweise Linux entschieden haben - nochmals überprüfen, "ob der Einsatz von Linux (…) weiterhin wirtschaftlich sinnvoll ist", heißt es in der Zusammenfassung der Ergebnisse des Accenture-Gutachtens, welches die Stadt veröffentlicht hat. "Dabei sollen insbesondere Kostenaspekte eine Rolle spielen", sagt Rothenhöfer.

Vorwürfe der Küngelei mit Microsoft

Als das LiMux-Projekt zur Umstellung der Stadt-IT auf Linux 2003 startete, sollte es noch vor rein betriebswirtschaftlichen Erwägungen die Unabhängigkeit vom US-Konzern Microsoft sowie lokale und regionale Software-Unternehmen befördern, welche der Stadt IT-Anwendungen bereitstellen könnten. In den letzten Jahren sieht die Stadt München sich aber immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, die Rathausspitze betreibe den Abschied vom offenen Betriebssystem Linux, um Microsoft mit einer Rückkehr zu Windows einen Gefallen dafür zu tun, dass es in der Münchner Innenstadt eine neue große Deutschlandzentrale gebaut hat.

Dem widerspricht Stadt-IT-Chefin Daniela Rothenhöfer: "Dies wurde bereits mehrfach von verschiedenen Stellen der Stadt München, auch der Stadtspitze, dementiert. Dass solche Gerüchte spannend sein mögen für manche Personen, lässt sich trotzdem nicht verhindern." Wie mit den Ergebnissen des Accenture-Gutachtens verfahren werden soll und welche konkreten Schritte daraus folgen, wird der Stadtrat ab Januar weiter beraten.


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