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Krieg gegen Terrormiliz Türkische Panzer bekämpfen IS auf syrischem Boden

Die von der Türkei unterstützten syrischen Rebellen haben nach Angaben türkischer Staatsmedien bei ihrem Vormarsch gegen den IS das Zentrum von Dscharablus erreicht. Auch Vertreter der Rebellen bestätigten dies nach Agenturangaben.

Von: Thomas Bormann

Stand: 24.08.2016

Türkische Panzer im syrisch-türkischen Grenzgebiet | Bild: REUTERS/Stringer

Die Nachrichtenkanäle im türkischen Fernsehen haben heute Morgen einen zweigeteilten Bildschirm: auf der linken Hälfte zeigen sie, wie US-Vize-Präsident Joe Biden in Ankara landet und seinen Türkei-Besuch beginnt. Auf der rechten Bildschirmhälfte zeigen die Sender dramatische Bilder von der türkisch-syrischen Grenze: Türkische Panzer dringen einige hundert Meter auf syrisches Gebiet vor, direkt an der syrischen Grenzstadt Dscharabulus, die bislang noch von der Terrormiliz-IS gehalten wird. Unklar ist, wie weit die türkischen Soldaten in Richtung Dscharabulus vordringen sollen. Bereits seit vier Uhr früh hatte die türkische Armee mit Granaten und Luftschlägen IS-Stellungen in Dscharabulus angegriffen.

"Wir unterstützen in Syrien die gemäßigte Opposition. Deshalb führen wir in Jarablus eine Operation aus - in Absprache mit der internationalen Koalition. Die Türkei sichert damit ihre Außengrenze. Sie zeigt Initiative."

Efkan Ala, türkischer Innenminister

Ankara: Militäroperation mit den USA abgesprochen

Außenminister Cavusoglu hatte in den vergangenen Tagen betont, die Türkei werde die Terrormiliz IS aus der Grenzstadt Dscharabulus vertreiben, denn immer wieder greife der IS von dort aus mit Granaten türkische Städte an. Von einem Einmarsch der türkische Armee selbst war dabei allerdings nicht die Rede. Vielmehr hieß es, dass dass die Türkei Kämpfer der Freien Syrischen Armee unterstützen will. Möglicherweise bereitet die türkische Armee mit ihren Panzern derzeit den Weg, damit die Kämpfer der Freien Syrischen Armee dann Richtung Dscharabulus marschieren können.

Die Militäroperation, so betont die türkische Regierung, sei mit der Anti-IS-Koalition abgesprochen, die von den USA angeführt wird. Insofern wird US-Vizepräsident Joe Biden bei seinem Besuch in Ankara heute diese Militäraktion gegen die IS-Terrormiliz begrüßen. Eine Äußerung des türkischen Präsidenten Erdogan von heute Vormittag birgt aber Konfliktstoff für das Gespräch, das Erdogan heute Nachmittag mit Biden führen wird.

"Unsere Armee und unsere Sicherheitskräfte haben heute früh ab vier Uhr im Norden Syriens eine Operation begonnen gegen Terrororganisationen wie IS oder PYD, die unser Land ständig bedrohen."

Recep Tayyip Erdogan, türkischer Staatspräsident

Türkei will auch US-Verbündete bekämpfen

Terror-Organisation PYD – damit meint Erdogan die Kampftruppen der syrischen Kurden. Für Erdogan sind sie der verlängerte Arm der PKK. Die Türkei will verhindern, dass die syrischen Kurden noch mehr Gebiete im Norden Syriens erobern und ihre selbstverwaltete Zone weiter ausbauen.

Genau diese kurdischen Kampftruppen in Syrien sind jedoch enge Verbündete der USA, denn sie kämpfen erfolgreich gegen die Terrormiliz IS. Die Kämpfer der syrischen Kurden sind gewissermaßen die Bodentruppen des Westens im Kampf gegen den IS. Wenn die Türkei nun diese Kämpfer ebenfalls angreift, fällt sie damit quasi den US-Truppen in den Rücken. Der Streit, wie die kurdischen Kämpfer zu bewerten sind, schwelt seit langem zwischen der Türkei und den USA.

Durch die heute begonnene Militär-Operation der Türkei bekommt dieser Streit eine neue, bedrohliche Qualität. Ein heikles Thema, über das US-Vize-Präsident Biden heute Nachmittag mit dem türkischen Präsidenten Erdogan verhandeln wird.


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